Wort zum Sonntag
„Wir können nicht gleichgültig bleiben“, mahnte Papst Franziskus beim Angelusgebet auf dem Petersplatz. Alle Gläubigen weltweit sollen für die Menschen in Afghanistan beten. Die Bevölkerung benötige dringend Unterstützung – vor allem Frauen und Kinder. Er gedenke der Opfer des verheerenden Terroranschlags in Kabul und hoffe, dass in dem Krisengebiet eines Tages ein „harmonisches Zusammenleben“ möglich sein werde.
Einen Tag vorher hatte es einen internationalen „Marsch für die Rechte afghanischer Frauen“ unter anderem in italienischen Städten, in Guatemala und Argentinien gegeben. Die von Papst Franziskus angestoßene Solidaritätsinitiative „Economy of Francesco“ hatte den Marsch organisiert. Aktivist/innen gingen mit blauen Tüchern als Erkennungszeichen auf die Straßen. Das Motto der neuen Kampagne lautet „Afghan Women Exist“ („Afghanische Frauen gibt es“). Entsprechende Aktionen sollen nun an jedem Samstag stattfinden. Für diesen Sonntag, 5. September, ruft die polnische Kirche zu einem „Solidaritätstag mit der Bevölkerung Afghanistans“ auf. In den Kirchen soll für das leidende Volk in Afghanistan gebetet werden, teilte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, mit.
Außerdem ergreift die Kirche Polens im Streit um Flüchtlinge an der weißrussischen Grenze Partei für die dort campierenden Afghanen. Kein Mensch dürfe das Instrument eines politischen Kampfes werden, so Primas-Erzbischof Wojciech Polak bei einer Wallfahrtsmesse in Czestochowa (Tschenstochau). Polak rief die Politiker auf, die bestehenden Spaltungen und Abneigungen in der Gesellschaft nicht zu vertiefen. Polnische Soldaten hatten am 26. August verhindert, dass ein katholischer Priester und ein evangelisch-reformierter Pfarrer den Afghanen Wasser und Lebensmittel brachten.
Der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, sieht in humanitären Korridoren die einzige Lösung für die sich abzeichnende Flüchtlingskrise in Afghanistan. Er äußerte sich „beschämt“, dass es in der aktuellen Debatte vor allem darum gehe, wie man einen erneuten Zustrom von Migranten vermeiden könne. „Wir haben unser Gewissen verloren“, kritisierte der Kardinal. Es werde immer über europäische Werte gesprochen, so Luxemburgs Erzbischof. „Aber wir scheitern daran, sie in die Tat umzusetzen.“ Auffanglager in den Nachbarländern Afghanistans halte er für den falschen Ansatz, so Hollerich. Die Bewohner solcher Lager seien „zur Verzweiflung verdammt“. Der richtige Weg sei vielmehr die Schaffung sicherer und legaler Einreisemöglichkeiten in die EU. «
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