Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Die sechs Bordelle im Bezirk Braunau sind nach den Corona-Lockdowns wieder geöffnet, doch nicht alle Sexarbeiter/innen sind zurückgekehrt, erzählt Elke Welser von der „Lena“-Beratungsstelle in Linz. „Manche sind einfach unsicher, welche Regeln jetzt gelten, andere sind während der Lockdowns auf ‚Hausbesuche‘ oder in digitale Foren ausgewichen.“ „Lena“ berät Menschen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten oder angeboten haben (siehe Kasten rechts).
Ein besonderes Anliegen ist dem Team der Beratungsstelle, zur Entstigmatisierung von Sexarbeiter/innen beizutragen: „Wir wollen Klischees aufbrechen und zeigen, dass Menschen, die freiwillig Sexdienstleistungen anbieten, enorm vielfältig sind. Die Gründe, in dem Job tätig zu sein, reichen vom Abbau von Schulden, der Existenzsicherung und fehlenden anderen Perspektiven bis dahin, dass jemand damit seinen Traumjob lebt.“ Laut Welser kommen die Sexarbeiter/innen aus allen Schichten: „Es sind nicht nur wenig Gebildete oder Analphabeten, wie man oft meint, sondern auch Uniabsolventen, Magistratsmitarbeiter/innen oder Krankenschwestern.“ Auch eine Sexarbeiterin appelliert an Außenstehende, nicht vorschnell zu urteilen: „Seid nicht so streng mit mir und beurteilt uns mit ein bisschen Barmherzigkeit, so wie Jesus Magdalena. Hinter jeder Prostituierten steht ein Mensch oder eine Familie oder ein ganzes Schicksal.“
Die Sexarbeiter/innen wurden durch die Verbote während Corona in die Illegalität gedrängt und sind teilweise dort verblieben, sagt Welser: „Bei den Maßnahmen wurden sie zunächst vergessen, hatten schlagartig kein Einkommen mehr und keinen Anspruch auf soziale Zuwendungen.“ Fragen zu Steuern, zum Härtefallfonds, rechtlichen Belangen und rund um Corona werden derzeit am häufigsten von den Betroffenen an die Lena gerichtet. Speziell in Braunau arbeitete und arbeitet die Einrichtung eng mit der Caritas Sozialberatung, der Regionalcaritas und der Tafel Braunau zusammen.
Die Lena selbst blieb per Mail, Telefon und Videochat in Kontakt mit den mehr als 60 Frauen, Transpersonen und Männern, die in der Sexdienstleistung in Braunau arbeiten. Mittlerweile bietet die Beratungsstelle auch mehrsprachige Erklärvideos auf YouTube und ihrer Website an. „Wir wollen die in der Sexarbeit tätigen Personen in ihren Rechten und ihrer Fähigkeit zur Selbstbestimmung stärken“, sagt Welser.
Im Zuge der Dekanatsvisitation wird die Beratungsstelle „Lena“ zusammen mit der Regenbogenpastoral und der Männerberatung von beziehungleben.at genauer vorgestellt, und zwar am Montag, 15. November, um 19.30 im VAZ Braunau.«
Ziel der Beratungsstelle „Lena“ ist es, Menschen, die in den sexuellen Dienstleistungen tätig sind oder waren, zu beraten und zu unterstützen. Sie bietet Hilfe in sozialen, rechtlichen und gesundheitsrelevanten Belangen sowie bei einem gewünschten beruflichen Umstieg. Lena setzt sich außerdem gegen Diskriminierung, Stigmatisierung und Kriminalisierung von Sexdienstleistenden ein und für eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen.
Info und Kontakt: Elke Welser, lena@caritas-linz.at, 0732 77 55 08, Steingasse 25/2. Stock, 4020 Linz
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
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