Wort zum Sonntag
Zu Wort kamen Martin Bormann junior, Sohn des gleichnamigen Hitlersekretärs, und Franz Schmutz, der bis 1985 die Kirchenzeitung als Chefredakteur geleitet hatte.
Martin Bormann junior bezeichnete sich als „Täterkind“. Sein Vater, der Sekretär des „Führers“, zählte zum engsten Kreis rund um Adolf Hitler. Als ältestes von zehn Kindern 1930 geboren, lebte Martin Bormann junior mit seiner Familie in nächster Umgebung von Hitler auf dem Obersalzberg in Berchtesgaden. Nachdem der Vater Selbstmord begangen hatte, verlor Martin Bormann in den Nachkriegswirren den Kontakt zu seiner Familie.
Unter falschem Namen tauchte er bei einer Bergbauernfamilie im Salzburger Land unter. Die Erfahrung der praktizierten christlichen Nächstenliebe in der neuen Familie bekehrte ihn nach und nach zum katholischen Glauben, ein Weg, der ihn letztendlich bis zum Ordenseintritt führte.
Die Zeit kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschrieb er später als sehr qualvoll: „Aus der Tageszeitung wurde ich konfrontiert mit all den Wahrheiten, die manche heute aufs Neue zu verdrängen suchen. Ich konnte nicht verdrängen, denn die Berichte konfrontierten mich unausweichlich mit der unvorstellbar grausamen und menschenverachtenden [...] NS-Ideologie“.
Ebenfalls über die NS-Zeit berichtete Franz Schmutz, pensionierter Chefredakteur der Kirchenzeitung. Der „Anschluss“ Österreichs an Hitlerdeutschland am 12. März 1938 kam ihm wie ein Begräbnis vor. „Österreich ist tot und für mich gibt es keinen Platz, wo ich leben kann“, erinnerte sich Schmutz.
Denn das Jesuitenkolleg auf dem Freinberg wurde aufgrund der Machtübernahme der Nazis aufgelöst, bald nachdem Franz Schmutz dort begonnen hatte, in die Schule zu gehen. Die Erfahrungen des Anschlusses saßen jedenfalls tief. Franz Schmutz weigerte sich, zur Hitlerjugend zu gehen und schloss sich stattdessen der Katholischen Jugend an.
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