Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Nach dem vielsprachigen Festgottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer wird zum Begegnungsfest am Domplatz geladen. Das österreichweite Motto lautet heuer „Migrantinnen und Migranten – Missionarinnen und Missionare der Hoffnung“.
Viele Menschen verlassen ihre Heimatländer, um z. B. Konflikten oder anderen politischen Situationen zu entkommen. Dabei hoffen sie, in einem anderen Land ein besseres Leben zu führen. „Diese Hoffnung finden Migrantinnen und Migranten in Jesus Christus“, erklärt der Teamleiter der fremdsprachigen Seelsorge Ernest Szabó das Motto des „Sonntags der Völker“.
Der „Sonntag der Völker“ ist kein gewöhnlicher Gottesdienst. Gläubige aus verschiedenen Nationen nehmen an einer Messe teil, die von kultureller Vielfalt ausdrückt. „Es herrscht eine interkulturelle Begegnung zwischen den 15 Nationen der fremdsprachigen Gemeinden. Hier kommt die Universalität zum Vorschein“, erklärt Szabó.
Viele treten in traditioneller Kleidung auf und nehmen mit heimischer Musik und Tänzen am Gottesdienst teil. Man spricht auch von einem Fest der Kulturen: „Die Messe stellt eine vielfarbige Palette der Traditionen und Bräuche dar“, sagt Szabó. Beim Begegnungsfest unter freiem Himmel am Domplatz wird gesungen, getanzt und es werden Spezialitäten aus unterschiedlichen Ländern angeboten. Ernest Szabó ist auch der zuständige Priester der ungarischen Gemeinde.
Am Festgottesdienst beteiligen sich die Ungarn manchmal mit einer Lesung. Es gibt eine Kindertanzgruppe und ungarische Köstlichkeiten.
Die fremdsprachige, auch anderssprachige oder muttersprachliche Seelsorge genannt, unterstützt Migrant:innen, sich auch in einem fremden Land zu Hause zu fühlen. „Ein Stück Heimat spielt für Migrant:innen eine besondere Rolle“, sagt Chigozie Nnebedum. Der in Nigeria geborene Priester lebt seit 2005 in Österreich und feierte heuer sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Nnebedum ist für die afrikanisch-englische Gemeinde zuständig, für die er jeden Sonntag Gottesdienste in englischer Sprache hält. Religion verbunden mit Kultur schafft für Menschen, die in einem fremden Land leben, ein Gefühl der Zugehörigkeit. „In fremdsprachigen Gemeinden ist der Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfe besonders stark“, betont Nnebedum.
Die Gottesdienste der afrikanisch-englischen Gemeinde sind einzigartig: „In Europa wird die Messe gelesen, in Afrika wird sie gefeiert“, bringt Priester Chigozie Nnebedum den Unterschied auf den Punkt. Es wird viel gesungen und getanzt. „Auch Einheimische, die kein Englisch sprechen können, besuchen diese Messen und kommen immer wieder, weil es ihnen so gut gefällt“, erzählt er.
Für den Priester ist der „Sonntag der Völker“ eine Gelegenheit, mit anderen Menschen Gemeinschaft zu erleben. Dieser Tag gibt den Menschen aus der afrikanisch-englischen Gemeinde Trost, nicht die einzigen Migrant:innen zu sein. Chigozie Nnebedum betont: „Gott ist Liebe und diese Liebe verbindet uns alle.“ Der Priester möchte auch darauf aufmerksam machen, dass Migration ein wichtiges Thema ist. Er betont, dass alle Menschen Migranten seien. Es hänge nur davon ab, wie weit man in die Geschichte des Menschen zurückblickt und woher man wirklich abstammt.
Die katholische Kirche in Österreich feiert den traditionellen „Sonntag der Völker“ in Bischofskirchen in mehreren Landeshauptstädten und im Wiener Stephansdom durch besondere Gottesdienste. Mindestens eine halbe Million Katholiken in Österreich haben Migrationshintergrund, wobei laut Schätzungen zwei Drittel von ihnen in Wien und Umgebung leben. Die meisten der praktizierenden Gläubigen sind in den deutschsprachigen Ortspfarren integriert, viele jedoch auch in den sogenannten anderssprachigen Gemeinden. Dort wird in rund 30 Muttersprachen der Gottesdienst gefeiert, wobei oft Räumlichkeiten deutschsprachiger Pfarrgemeinden mitgenutzt werden.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
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