Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen oder wer begreift, was der Herr will? Unsicher sind die Überlegungen der Sterblichen und einfältig unsere Gedanken; denn ein vergänglicher Leib beschwert die Seele und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Verstand.
Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und finden nur mit Mühe, was auf der Hand liegt; wer ergründet, was im Himmel ist? Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast?
So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht und die Menschen lernten, was dir gefällt; durch die Weisheit wurden sie gerettet.
Lieber Bruder!
Ich, Paulus, ein alter Mann, jetzt auch Gefangener Christi Jesu, ich bitte dich für mein Kind Onésimus, dem ich im Gefängnis zum Vater geworden bin. Ich schicke ihn zu dir zurück, ihn, das bedeutet mein Innerstes. Ich wollte ihn bei mir behalten, damit er mir an deiner Stelle dient in den Fesseln des Evangeliums. Aber ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun. Deine gute Tat soll nicht erzwungen, sondern freiwillig sein.
Denn vielleicht wurde er deshalb eine Weile von dir getrennt, damit du ihn für ewig zurückerhältst, nicht mehr als Sklaven, sondern als weit mehr: als geliebten Bruder. Das ist er jedenfalls für mich, um wie viel mehr dann für dich, als Mensch und auch vor dem Herrn. Wenn du also mit mir Gemeinschaft hast, nimm ihn auf wie mich!
In jener Zeit begleiteten viele Menschen Jesus; da wandte er sich an sie und sagte:
Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein.
Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.
Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden.
Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.
Zum Staub zurückkehren lässt du den Menschen,
du sprichst: Ihr Menschenkinder, kehrt zurück!
Denn tausend Jahre sind in deinen Augen
wie der Tag, der gestern vergangen ist,
wie eine Wache in der Nacht.
Du raffst sie dahin, sie werden wie Schlafende.
Sie gleichen dem Gras, das am Morgen wächst:
Am Morgen blüht es auf und wächst empor,
am Abend wird es welk und verdorrt.
Unsere Tage zu zählen, lehre uns!
Dann gewinnen wir ein weises Herz.
Kehre doch um, Herr! – Wie lange noch?
Um deiner Knechte willen lass es dich reuen!
Sättige uns am Morgen mit deiner Huld!
Dann wollen wir jubeln und uns freuen
all unsre Tage.
Güte und Schönheit des HERRN, unseres Gottes,
sei über uns!
Lass gedeihen das Werk unsrer Hände,
ja, das Werk unsrer Hände lass gedeihen!
„Den Leuten geht’s zu gut, deshalb verlieren sie den Glauben. Früher, in Zeiten der Not, hatten die Leute ihr Herz noch offen für Gott. Es müsste eine Krise kommen, dann würden sich die Kirchen wieder füllen.“ So oder ähnlich wird zuweilen beklagt, dass sich immer mehr Menschen vom christlichen Glauben abwenden. Ist man da wirklich auf der rich-tigen Spur zur Erklärung für den beklagten Glaubensschwund?
Der Dichter Peter Handke meint dazu, wenn der Mangel die Grenze überschreitet zur Not, dann wäre es selbstverständlich anstößig, an ihm etwas Gutes zu finden. Aber solange der Mangel die Fantasie begünstigt, „da kann ich nur sagen: Dessen bedürfen wir alle. Dieser Überfluss, in dem wir leben, bringt überhaupt keine Fantasie mehr zustande. [...] Der Überfluss erzeugt überhaupt keine Vorstellung von Verbundenheit mehr. Oder von Aufbruch. Ja, das ist vielleicht das wichtigste: Es gibt keine Aufbruchstimmung mehr.“ Soweit Peter Handke wörtlich. Er sagt deutlich, dass man Mangel natürlich keinesfalls herbeiführen kann und darf, das wäre Diktatur. Aber er schreibt des Öfteren fast traurig über Menschen, die in ihrer Einfachheit eine weit größere Lebensfreude haben. Kritisch blickt er auf Überfluss, Zurschaustellung von Besitz und Protzen mit Marken, wie er es bei uns erlebt: „Es ist doch wirklich nicht so wunderbar, bei anderen Menschen zu sehen, was die für Kleider anhaben, also Nike oder Adidas, dass man das immerzu lesen muss.“
Meint nicht das auch Jesus mit seinen Worten vom Besitzverzicht? Frei werden für das Wesentliche? Frei werden für die Verbundenheit (ein anderes Wort für Religion)?
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.