Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
„Wie schnell doch die Jahre vergangen sind“, sagt Franz Windischhofer, wenn er an die Zeit seit seiner Priesterweihe denkt: „Ich schaue dankbar zurück auf ein erfülltes Leben. Ich konnte alle meine Kindheitsträume verwirklichen.“ Der heute 74-jährige Pfarrer erzählt: „Als im Sternzeichen des Zwillings Geborener habe ich bis heute ganz viele unterscheidliche Interessen.“ Medizin, Architektur oder Archäologie konnte er sich vorstellen, zu seinem Beruf zu machen. Als Missionar in Peru war und ist schließlich so gut wie alles, von dem er als Jugendlicher fasziniert war, gefragt: planen, mauern, eine Apotheke führen, Licht installieren, eine Radiostation einrichten, und, und, und.
Ein Pater der Oblaten des hl. Franz von Sales, der in Königswiesen zur Aushilfe war, fragte den Volksschüler Franz Windischhofer, ob er nicht Missionar werden wolle und legte den aus einfachen Verhältnissen stammenden Buben die Schienen, dass er in Dachsberg und Ried/Ikr. das Gymnasium besuchen konnte. Im ordenseigenen Konvikt St. Josef hat er auch bei einem Bruder viel Praktisches gelernt, zum Beispiel eine Wasserleitung installieren.
Franz Windischhofer empfing 1975 die Priesterweihe, war knapp fünf Jahre Kaplan in Ebensee, ging 1980 nach Peru, musste aufgrund politischer Wirren 1990 das Land verlassen und kehrte 1991 wieder zurück. Er wurde im Süden des Landes Pfarrer in Callalli und weiteren vier Pfarren, wo er bis heute tätig ist. „Ich bin dorthin gegangen, wo sonst niemand hingegangen ist.“ In Callalli wohnte schon vier Jahrzehnte kein Pfarrer mehr vor Ort, das ganze Gebiet war entsprechend religiös vernachlässigt. Sein Seelsorgebereich ist in etwa so groß wie das Bundesland Salzburg und zählt 12.000 Einwohner:innen. Sämtliche Kirchen und Pfarrhöfe waren desolat, als er gekommen ist. Da wurde dann restauriert und gebaut.
Über allem aber steht für Windischhofer die Verkündigung des Evangeliums. Die Basis dafür bildet für ihn ein einfaches Leben. „Nicht besser als die Leute wohnen“, lautet seine Maxime. Daher hat er im Pfarrhof keine Heizung. Im Winter hat es dann in seinem Schlafzimmer an die vier Grad – nicht unbedingt eine Wohlfühltemperatur. Sein Bett steht auf 3.867 Meter Seehöhe, 69 Meter höher als der Großglockner. Persönlich spart Padre Franz, wie er genannt wird, wo er nur kann, aber nicht bei der Evangelisierung: „Da versuchen wir, alle und die modernsten Mittel einzusetzen, das Internet und besonders das Radio.“ Seine Radiostation „San Antonio de Padua“ wird weit und breit gehört und sehr geschätzt: zur Information über Erziehung, Gesundheit und Glauben sowie zur Kommunikation. Wenn irgendwo Alpakas gestohlen wurden, kann man sich an die Redaktion mit einer Suchmeldung wenden wie auch mit vielen anderen Anliegen des alltäglichen Lebens. „Meinen besten Freund“ bezeichnete eine Frau aus Callalli das Radio, was den Pfarrer sehr freut.
„Sich selbstlos in den Dienst des Evangeliums stellen.“ Davon ist er durch und durch erfüllt. „Wir müssen von der Botschaft Jesu begeistert und ergriffen sein.“ Das Zentrum ist für ihn die Eucharistiefeier, die mehr als die Teilnahme an der Sonntagsmesse ist, sondern die auf das Wesentliche hinführt: „Auf Christus, der der Weg der Liebe ist, der uns über alle Not und Elend hinausführt. Er wandelt uns.“
In den Jahrzehnten, in denen er im Süden von Peru wirkt, hat sich viel verändert. Durch den Bergbau sind die Lebensverhältnisse besser geworden, weil es Arbeit und Einkommen gibt. Im öffentlichen Bereich ist aber nach wie vor die Korruption mächtig. Die Globalisierung ist auch in den Bergdörfern zu spüren. Die Bedeutung der Viehzucht geht zurück, manche Bewohner:innen wandern in die Stadt Arequipa ab. Lokale Bräuche werden weniger. Pfarrer Windischhofer beschäftigt sich aber intensiv mit der traditionellen Kultur, mit der Bedeutung von Quellen und Felsen, mit Ritualen, von denen viele Dankbarkeit und Respekt zum Ausdruck bringen. Er hat meterweise Bücher dazu. Er erhält inzwischen für seine Beschäftigung mit der traditionellen Kultur ein äußerst positives Echo. So war er zu einem Vortrag an die Universität in Arequipa eingeladen. Wenn Padre Franz Mitte August wieder nach Peru zurückkehrt, wird er keine neuen Projekte mehr beginnen, aber natürlich weitermachen wie bisher. Er sagt mit Blick auf die Zukunft: „Die Pfarren sind gut ausgestattet und die Leute wissen, wie man arbeiten kann.“ Die Ausspeisungen für die alten Menschen und die Hauptschüler bleiben aber sein besonderes Anliegen. Über die Zukunft der Pfarren wird natürlich einmal der Bischof von Arequipa entscheiden, aber Pfarrer Windischhofer sagt mit voller Überzeugung: „Die Arbeit hat sich gelohnt. Und ich bin dankbar Gott gegenüber und den Menschen drüben und herüben, die mich mit ihrem Glaubenszeugnis gestärkt haben.“
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
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