Wort zum Sonntag
Sie arbeitet dafür, dass Kirche da ist für Menschen in einer „Ausnahmesituation“: Die Theologin Angelika Paulitsch ist seit Herbst in den neuen Pfarren Steyr und Ennstal für das Thema „Tod und Trauer“ zuständig. Zusätzlich ist sie Seelsorgerin in der Pfarrgemeinde Kleinraming. Sie verstehe ihre Aufgabe als „Themenpatin“.
Die Seelsorgerin ist besonders dort als Begräbnisleiterin und Trauerbegleiterin aktiv, wo dieser Dienst nicht von Pfarrgemeinden abgedeckt wird. Sie organisiert Projekte wie im Dezember „Weihnachten ohne dich“ (die Kirchenzeitung berichtete) und jetzt in der Fastenzeit „Vom Tod zum Leben“ (siehe unten). Zudem will sie sich auch für die Vernetzung der in diesem Bereich Tätigen engagieren.
„Christliche Begräbnisse sind heute vielfältiger“, berichtet die Seelsorgerin, die seit den 1990ern als Begräbnisleiterin tätig ist. Neben traditionellen Begräbnissen mit Priester und Eucharistiefeier seien vielfältige Formen von Abschiedsfeiern getreten. Längst ist die Kirche nicht mehr die einzige Anbieterin und immer öfter stellt sich die Frage der Gestaltung einer Abschiedsfeier für Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind.
In Steyr sind etwa 80 Prozent der Bestattungen Urnenbeisetzungen und keine Sargbegräbnisse mehr. Das verändert den Ort Friedhof, beim Gang über das Gelände sind immer mehr leere Grabstellen sichtbar. Doch auch Neues entsteht: Am Tabor-Friedhof in Steyr gibt es seit einigen Jahren eigene Gedenkorte für Sternenkinder und für obdachlose Menschen.
Angelika Paulitsch will auch An- und Zugehörigen passende Abschiedsfeiern anbieten, die mit klassisch kirchlichen Formen nichts anfangen können. „Tote zu begraben und Trauernde zu trösten ist ein Werk der Barmherzigkeit – für alle Menschen“, sagt sie. Ihr ist es ein Anliegen, dass Kirche in diesem Bereich sicht- und ansprechbar bleibt. „Im Mittelpunkt steht, was die Menschen gerade brauchen“, sagt sie. „Gute Trauerbegleitung hat Zeit und ist ein Prozess.“
Ihr ist wichtig, dass ein christlicher Bezug da ist, wenn sie eine Abschiedsfeier leitet. „Wenn auch keine Bibelstelle und kein Kreuzzeichen mehr möglich sind, bin ich nicht die Richtige“, sagt sie. Das komme aber selten vor – im Gegenteil: Die Seelsorgerin macht die Erfahrung, dass es auch heute viele noch als tragend erleben, ein „Vaterunser“ mitbeten zu können.
Dass es die zweckgebundenen Arbeitsstunden der hauptamtlichen Seelsorgerin überhaupt gibt, ist Ergebnis des Reformprozesses in der Diözese Linz. Die neuen Pfarren müssten im Pastoralkonzept erläutern, wie sie mit den Thema „Tod und Trauer“ umgehen wollen. In Steyr und im Ennstal haben sich die Verantwortlichen der Pfarren zudem entschieden, mit Projektanstellungen einen Schwerpunkt zu setzen.
Angelika Paulitsch erlebt diese Veränderungen als grundsätzlich positiv für ihr „Herzensthema Trauerbegleitung“. Dass es aber kein eigenes Sachbudget gibt, mache vieles mühsam und kleinteilig. „Meine Vision ist, dass Pastoral viel stärker thematisch angegangen wird“, sagt sie. Das sei aber noch ein weiter Weg: „Sterbebegleiterin und Wiederbeleberin in der Kirche gleichzeitig zu sein, ist oft widersprüchlich und immer herausfordernd.“
Die Ausstellung „Der Tod in den Religionen der Welt“ ist von 6. bis 11. April von Montag bis Freitag von 9 bis 14 Uhr (und nach Vereinbarung 0676/8776-5404) in der Kirche Steyr-Ennsleite zu sehen. Eröffnet wird sie mit einem Gottesdienst am 6. April um 9:30 Uhr.
Am 8. April um 19 Uhr liest Angelika Paulitsch Texte von Tod und Leben in der Pfarrgemeinde Steyr-Ennsleite. Werner Weissengruber begleitet sie musikalisch.
Die Ausstellung ist auch am Linzer St. Barbara Friedhof zu sehen: 12. bis 21. April.
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