Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Als der erste Lockdown kam, hatte die „KernZone Wels“ gerade die Weichen für eine Zukunft der mobilen und flexiblen Jugendarbeit gestellt. Ihr Drei-Schritte-Konzept der kirchlichen Jugendseelsorge – in Kontakt treten, einen Dialog etablieren, Beziehungsarbeit leisten – blieb daher mitten im Sprung stecken.
René Prinz-Toifl, einer der vier Köpfe der „KernZone“, nennt dies, halb spöttisch, halb ernst, seine Quelle der Frustration: „Unsere Arbeit steht und fällt mit dem Gegenüber. Wenn das fehlt, was will man da machen? Wie soll man einen Kontakt etablieren, wenn sich das Leben aller auf vier Wände beschränkt, die Ausgangssperre den öffentlichen Raum belegt? Das 36. Online-Angebot stellen, das keiner mehr braucht? Gegenwärtig gehen wir mit der sprichwörtlichen Gießkanne, bieten Beratungsdienste an, versuchen, wann immer möglich, kleinere Aktionen umzusetzen. Aber de facto sind es Tropfen, obwohl ein frischer Regen gebraucht würde.“
Sie wollten dort seelsorgerische Arbeit leisten, wo sie nottut: auf der Straße. Prinz-Toifl und sein Team wollen für Jugendliche da sein, die normalerweise eher in Parks und auf Plätzen zu Hause sind, weil deren Eltern mit ihrer Erwerbsarbeit überfordert sind, oft mehrere Jobs kombinieren müssen, um über die Runden zu kommen. Häufig haben die Jugendlichen die Schule abgebrochen, verfügen über keinen Arbeitsplatz – vor allem aber über keine wirklichen Perspektiven.
Nicht nur der Lockdown erschwert die Arbeit der Jugendseelsorger. Denn die Stadt Wels verpasste dem „FreiRaum“ als Ausgangsbasis der „KernZone“ ein Fragezeichen. Bis Oktober 2020 war diese Location in der Welser Innenstadt der Ort für diverse demokratiepolitische, zivilgesellschaftliche und soziale Initiativen, die im Miteinander das Stadtleben gestalten wollten, darunter auch die kirchliche Jugendarbeit. Im „FreiRaum“ gestaltet sie Freitag und Samstag ein Programm für Jugendliche und junge Erwachsene.
Die politische Mehrheit hat sich im vergangenen Jahr jedoch im Gemeinderat aus Kostengründen gegen eine Fortzahlung der Miete des „Freiraums“ entschieden und den Vertrag gekündigt. Die dort beheimateten Interessensgemeinschaften wollten das jedoch nicht widerspruchslos hinnehmen. Sie riefen daher die Initiative„FreiRaum bleibt“ ins Leben. Handelten einen neuen Vertrag mit dem Eigentümer der Räumlichkeiten aus, engagierten sich in den Medien und starteten ein Crowdfunding. „Gegenwärtig wissen wir, dass wir bis Ostern dort arbeiten können – sobald wir wieder geöffnet haben dürfen“, erklärt René Prinz-Toifl. Was rasch nottue, gerade weil psychische Probleme unter Heranwachsenden zunehmen: „Wir sind da gefordert, als Gesellschaft. Denn wir sind die Erwachsenen! Wir wissen, wir gehen jetzt durch die Wüste: Das ist trocken, das ist ›zach‹. Aber danach kommt das Wasser, und das bringt wieder Leben. Dann können wir unsere Samenkörner säen“, erzählt Prinz-Toifl. «
Siehe auch:
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