Wort zum Sonntag
Eine Domfrau steht im Mariendom auf dem Mosaikboden vor dem Hochaltar, sie blickt Richtung Rudigierorgel und sagt mit weit ausholender Geste: „Die Rudigierorgel feiert bald ihr 50-Jahr-Jubiläum. Sie gilt als eine der herrlichsten Orgeln der Welt.“– Für viele ist die Orgel im Mariendom etwas Besonderes, für manche ist sie noch ein Geheimtipp. Jetzt ist es jedenfalls so weit: Sie feiert am 8. Dezember ihren 50. Geburtstag.
Erbaut wurde sie in der Werkstatt der dänischen Orgelbaufirma Marcussen & Søn. In der Vesper am Vorabend des Feiertages Mariä Empfängnis erklang sie am 7. Dezember 1968 nach ihrer Weihe durch Bischof Franz Salesius Zauner zum ersten Mal durch die Hände und Füße des Wiener Organisten Hans Haselböck. Mit einem dreitägigen Weihefest wurde dieses besondere Instrument unter internationaler Beteiligung gefeiert – sogar Papst Paul VI. gratulierte zu diesem kirchenmusikalischen Ereignis.
Die Rudigierorgel ist ein Meilenstein des modernen Orgelbaus. Ohne dieses majestätische Instrument ist der Mariendom kaum vorstellbar. Schon damals wurde die Orgel vom ehemaligen Dompfarrer Josef Ledl als „Schlussstein im Dom, der durch sie sehr an Schönheit gewonnen hat und durch sie berühmt wurde“ bezeichnet.
Im kommenden Jubiläumsjahr finden viele Veranstaltungen statt: Den Auftakt macht der Festgottesdienst am 8. Dezember um 10 Uhr mit Bischof Manfred Scheuer. Zum 50. Jahrestag der Orgelweihe wird Louis Viernes „Messe solennelle en ut dièse mineur“ (1899) von Collegium Vocale Linz und Domchor Linz unter der Leitung von Domkapellmeister Josef Habringer sowie Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel und Gerhard Raab an der Pflüger-Chororgel aufgeführt. Es folgen das ganze Jahr über Abendkonzerte und Orgelseminare, auch der Jubiläums-Orgelsommer ist schon fixiert. Auf der neuen Homepage der Rudigierorgel gibt es alle Informationen dazu. «
Infos: www.rudigierorgel.at/50
Wolfgang Kreuzhuber kennt die Rudigierorgel wie kein anderer. Er ist seit 1982 Domorganist und steht damit in der Nachfolge Anton Bruckners. Was das bedeutet, erzählt er der KirchenZeitung.
Wie hat Sie die Rudigierorgel verändert?
Wolfgang Kreuzhuber: Für mich als frisch ernannten Domorganisten gab es die große Herausforderung, mit der Akustik des größten Kirchenraumes Österreichs zu musizieren (sieben Sekunden Nachhall). Andererseits die wunderbare Möglichkeit, die Rudigierorgel in all ihren Facetten kennen und schätzen zu lernen. Nach 36 Dienstjahren im Dom kann man Gaston Litaize nur recht geben, wenn er die Rudigierorgel als die „herrlichste Orgel“ der Welt bezeichnet. Sie besticht bis zum heutigen Tag durch ihre Einzigartigkeit in Klang, Technik und Architektur.
Sie sind ein Nachfolger von Anton Bruckner. Inwiefern prägt Sie
dieses Erbe?
Kreuzhuber: Als fünfter Nachfolger Anton Bruckners als Domorganist von Linz fühlt man sich in besonderer Weise der Improvisation verpflichtet. Diese Kunst ist es letztlich, die das Orgelspiel in Liturgie und Konzert so besonders auszeichnet.
Was ist das Besondere der Rudigierorgel?
Kreuzhuber: Zu den Spezifika der Rudigierorgel zählt ganz besonders ihre klangliche Konzeption (Disposition). Die hohe Qualität der einzelnen Register ermöglicht, dass die gesamte Orgelliteratur auf ihr wunderbar musiziert werden kann. Dieses Instrument war nicht nur richtungsweisend für den Orgelbau in Österreich, sondern nimmt auch im Schaffen der dänischen Orgelbaufirma Marcussen & Søn einen besonderen Platz ein.
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