Wort zum Sonntag
Aus den 487 Pfarren sollten 35 Pfarren werden, die Pfarren aber als Pfarrgemeinden bestehen bleiben. Das ist knappest zusammengefasst das Konzept, das im Jänner 2019 als Ausgangspunkt für eine neue flächendeckende Seelsorge präsentiert wurde, die sich die Kirche bei steigendem Priester- und Personalmangel und sinkenden Einnahmen auch in Zukunft leisten kann. Auf die Vorstellung des Konzepts hin folgten bis Sommer 2019 fast 90 Resonanztreffen mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in denen der Vorschlag eingehend diskutiert wurde. Insgesamt wurden 16.000 Eingaben berücksichtigt, und das veränderte Konzept wurde nun detailliert in einem 90-seitigen Handbuch zusammengestellt.
Derzeit ist an 40 Pfarren gedacht, die jede durchschnittlich aus 14 Pfarrgemeinden bestehen wird. (Die Karten mit den neuen Pfarren sind auf www.dioezese-linz.at zu sehen.) „Die künftigen Pfarren haben eine Größe, bei der eine Person nicht in Versuchung gerät, die Pfarre allein zu leiten“, erklärt Generaldechant Slawomir Dadas. Die Pfarren werden von einem Pfarrvorstand geleitet, der sich aus einem Pfarrer, einem Pastoralvorstand und einem Verwaltungsvorstand zusammensetzt. Die Pfarrgemeinden (bisher Pfarren) bleiben als selbstständige Einheiten weiter bestehen und verfügen über eine eigene Vermögensverwaltung.
Bischof Manfred Scheuer ist sich bewusst, dass das geplante Vorhaben kein bloßes Reförmchen ist. Er vergleicht die Erneuerung der kirchlichen Strukturen, an denen gearbeitet wird, mit einer Verfassungsänderung in der Politik: „Da geht es auch nicht um 50 Prozent plus eine Stimme, da geht es um eine Zweidrittelmehrheit.“ Im Fall der diözesanen Reform ist ihm selbst das zu wenig: „Ich möchte möglichst viele mitnehmen.“ Die letzte derart radikale Strukturveränderung im Pfarrsystem liegt mehr als 200 Jahre zurück: „Was wir machen, ist mit Joseph II. zu vergleichen.“ Dieser hat 111 Pfarren neu errichtet. Strukturen würden nicht um ihrer selbst willen reformiert, so Bischof Scheuer. „Es geht zuerst um das Wozu und das Warum.“ Das liegt für ihn auf der Hand: „Damit mehr Freude und Liebe in die Welt kommen.“ Konkret sollen die neuen Strukturen Raum für Entwicklung schaffen, und er ermuntert alle Gläubigen mit einem Wort des Propheten Jeremia, mutig in die Zukunft zu gehen: „Nehmt Neuland unter die Füße.“ «
Zur Sache
In vielen formellen und informellen Resonanztreffen zu den geplanten Strukturmaßnahmen der Diözese Linz tauchte immer wieder die Frage auf, ob man nicht grundsätzlicher ansetzen sollte und zum Beispiel die Weihe von verheirateten Männern oder von Diakoninnen fordern sollte. Bischof Manfred Scheuer nahm im Rahmen der Pressekonferenz am 26. September im Bildungshaus Schloss Puchberg dazu Stellung. Ausgangspunkt war die Frage nach seiner Einschätzung der in wenigen Tagen beginnenden Amazoniensynode, ob diese eine Öffnung des Priesteramts für verheiratete Männer bringen werde. Bischof Scheuer meinte dazu: „Der Zukunftsweg der Diözese Linz hängt nicht von veränderten Zulassungsbedingungen zum Weiheamt ab. Selbst wenn wir verheiratete Priester hätten, bräuchten wir die Strukturreform.“
In fünf Regionstreffen werden die Ergebnisse nochmals präsentiert, und abschließend gibt das 4. Diözesanforum am Samstag, 25. Jänner 2020 sein Votum ab. Der Termin des Forums findet drei Monate später als geplant statt. Bis Ende Februar 2020 wird der Bischof dann seine Entscheidung treffen.
Der Strukturprozess der Pfarren hat natürlich auch Auswirkungen auf die Organisation der diözesanen Zentralstellen wie des Ordinariats oder des Pastoralamts. Es steht auch hier eine zeitgemäße Erneuerung an, Konkretes liegt aber noch nicht vor.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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