Wort zum Sonntag
Von der „New York Times“ abwärts haben weltweit so gut wie alle Medien eine Leerzeile zum Thema gemacht. Der Papst hat in seinem Schreiben „Querida Amazonia“, das die Konsequenzen aus der Bischofssynode 2019 über Amazonien vorstellen soll, genau jene Passage unerwähnt gelassen, auf die Katholik/innen in aller Welt gewartet haben. Mehr als zwei Drittel der Synodenbischöfe haben den Papst gebeten, das Priesteramt für verheiratete Männer zu öffnen und über die Weihe von Frauen zu Diakoninnen zumindest nachzudenken. Auch auf dieses zweite Thema ist der Papst nicht eingegangen, lediglich allgemein zur Stellung der Frau in der Kirche hat er sich geäußert. Der Inhalt hat für kräftige Irritation gesorgt. „Wir Frauen haben wieder einmal vergeblich darauf gehofft, dass unsere Berufungen von der Amtskirche anerkannt werden und wir endlich als gleichwertige Mitglieder der Katholischen Kirche behandelt werden“, sagt Paula Wintereder, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung OÖ. Sie befürchtet, dass sich der Rückzug von Frauen aus dem kirchlichen Engagement noch rascher fortsetzen wird. Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl meinte dazu: „Mir kamen die Tränen.“ Unverständlich ist für sie auch die völlig überholte theologische Begründung. Bischof Scheuer gefällt ebenfalls die Argumentation nicht: „Ich hätte mir eine zurückhaltendere Argumentation gewünscht und eine, die nicht in Widersprüchlichkeiten führt.“ Im Blick auf die Empörung sagt er: „Ich habe nicht die großen Argumente, ich habe nur die Gestalt der Bitte: dabeizubleiben und dranzubleiben.“
Was in der Debatte bislang aber unbeachtet blieb, bringt Bischof Scheuer auf den Punkt: „Das Schreiben des Papstes bestätigt unseren Zukunftsweg.“ In „Querida Amazonia“ ist von den vielfältigen Aufgaben in einer Gemeinde die Rede, wie das Wort Gottes zu verkündigen, einige Sakramente feiern und die Gaben zu entwickeln, die der Geist schenkt. Auch mit Vollmachten ausgestattete Laien-Gemeindeleiter werden ausdrücklich genannt. „Das Dokument kann auf keinen Fall gegen die Diözese Linz verwendet werden“, erklärt der Bischof.
Der Zukunftsprozess im Gesamten bereitet ihm aber Sorge. Er verhehlt nicht: „Es wird ein Wunder sein, wenn es uns gelingt, den Weg gemeinsam zu gehen. Meine Aufgabe ist es, die Kirche von Linz in Gemeinschaft zu halten – untereinander und mit der Weltkirche.“ Bischof Scheuer bittet alle, „dass wir in irgendeiner Form zusammenhalten und den Respekt voreinander nicht verlieren.“
Weitere Reaktionen auf das Papstschreiben
Prophetisch – aber nicht wagemutig
Hintergrund
„Jeder fünfte Atemzug, den wir machen, und jedes fünfte Glas Wasser, das wir trinken, ist aus Amazonien“, sagt Pfarrer Christian Mayr. Der Brasilienmissionar erklärt umgehend, was damit gemeint ist: In den Wäldern Amazoniens entsteht ein Fünftel des Sauerstoffs der gesamten Erde und ebenfalls finden sich dort 20 Prozent der weltweiten Süßwasserreserven.
Amazonien helfen. Pfarrer Mayr lebte bis 2018 insgesamt 23 Jahre lang als Priester in Barreiras, das zwar nicht in Amazonien liegt, aber dessen Probleme ihm bestens vertraut sind: „Ich finde es sehr gut, wie deutlich sich der Papst positioniert: dass er gegen den schrankenlosen Kapitalismus auftritt, der Amazonien zerstört.“ Für ihn ist es höchste Zeit, dass sich alle zusammentun und Amazonien unterstützen.
Bischof Manfred Scheuer weist auf die besondere Sprachform hin, die die ersten drei Kapitel des Papstschreibens „Querida Amazonia“ auszeichnet. Diese haben die Natur und Kultur Amazoniens zum Inhalt. „Es geht hier nicht um Analysen, sondern um Kontemplation.“ Das zeige sich besonders in den Gedichten, die zitiert werden, und den Text prägen. Damit machte der Papst darauf aufmerksam, dass der Planet nicht mit dem moralischen Zeigefinger und apokalyptischen Szenarien zu retten sei, erklärt Bischof Scheuer.
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