Wort zum Sonntag
Im Garten des Pfarrhofs Haselbach steht der ganze Stolz von Pfarrer Dalibor Brnzej und seiner Familie: vier Bienenstöcke. Die Bienen haben am Stadtrand von Braunau ein Paradies – und die Menschen auch. Hier konnte sich Pfarrer Brnzej einen Kindheitstraum erfüllen. In seiner Heimat, dem rumänischen Teil des Banat, hat er als Kind oft mit den Rahmen und leeren Bienenkisten seines Onkels gespielt: „Der Duft ist mir heute noch in Erinnerung.“ Der Onkel hat inzwischen seine Bienen in Deutschland stehen und seinen Neffen Dalibor ins Imkerhandwerk eingeführt. „Langsam muss man beim Honigschleudern drehen, ja nicht zu schnell“, erklärt der neunjährige Ilia, der Sohn des Pfarrers, der schon von der Begeisterung des Vaters angesteckt ist. Selbstverständlich hilft auch Jasmina, Dalibors Frau, mit, sie ist es auch, die den Honig in der Küche verwendet.
Zusätzlich zu den vier bevölkerten Bienenkisten im Garten steht eine weitere in der Wohnung des Pfarrers. Sie ist leer und hat eine außergewöhnliche Form. Das künftige Bienenheim ist eine Miniatur der serbisch-orthodoxen Kathedrale von Belgrad. Die Kathedrale ist Sava, dem Nationalheiligen der Serben, geweiht. Das Modell soll aber nicht Zierde bleiben. Pfarrer Brnzej möchte es mit Bienen besiedeln und das Gehäuse mit einem Schlauch versehen, über den man Bienenstockluft einatmen kann. Heilpraktiker/innen empfehlen die Bienenstockluft zur Behandlung von Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen. Die Miniaturkathedrale soll auf einem Autoanhänger stationiert werden, damit das heilsame Angebot mobil ist.
Auf die heilsame Spiritualität, die seit der Zeit der Kirchenväter mit Honig und Bienen verbunden ist, braucht man aber nicht zu warten. Die verkündet Pfarrer Dalibor schon jetzt. Im Rahmen eines Praktikums für den Religionsunterricht hat der 39-jährige Pfarrer sich mit der Beziehung von Glaube und Bienen beschäftigt. Er weist darauf hin, dass Honig kein Ablaufdatum hat. „Das ist wie mit dem Glauben. Der wird auch nie alt und unbrauchbar. Der hält unser ganzes Leben hindurch.“
Weiters macht der orthodoxe Priester darauf aufmerksam, dass wir von den Bienen nur Süßes bekommen. Da liegt für ihn der Blick auf Gott nahe: „Gott will immer unser Bestes, ohne Wenn und Aber.“ Dann spricht er die Disziplin an, die in einem Bienenstock herrscht. Jede Biene hat ihre Aufgabe, gemeinsam arbeiten sie für den Schwarm. „Da können wir lernen. Ohne Disziplin und Einsatz füreinander geht es nicht, nicht in der Familie, nicht in Pfarre und Gesellschaft.“ Die Bienen würden sogar eine Verbindung zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche schaffen, erinnert Pfarrer Brnzej. Der heilige Ambrosius von Mailand (verstorben 397) wird von beiden Kirchen als großer Heiliger verehrt. Die Legende erzählt, dass ihm als Kleinkind Bienen Honig in den Mund geträufelt hätten und so die honigsüße, anziehende Sprache des Bischofs entstanden sei, die ihn als Prediger im ganzen Römischen Reich berühmt gemacht hat. Daher findet man Darstellungen des heiligen Ambrosius oft auf Kanzeln – mit einem geflochtenen Bienenstock zu Füßen. Der Bischof von Mailand stellt in seinen Predigten die Bienen oftmals als Vorbild für das christliche Leben hin. Bescheiden und arbeitsam wie die Bienen sollten Christen sein.
Pfarrer Dalibor Brnzej ist ganz in seinem Element, wenn er von den Bienen erzählt. Da bewahrheitet es sich, was er im Seminar von Belgrad gelernt hat: dass sowohl Imker als auch Weinbauer zwei für einen Pfarrer passende Berufe seien. Denn er kann selbst erzeugen, was für die Tätigkeit eines Priesters unverzichtbar ist: Bienenwachskerzen für die Liturgie und Wein für die Eucharistie. So weit die Theorie. Da Braunau ein junge, erst vor wenigen Jahre gegründete Pfarrgemeinde ist, kann Dalibor Brnzej vom Pfarrberuf allein nicht leben. Er ist halbtags bei der Post angestellt. „Das Wort ‚Post’ hat mit ‚Apostel’ zu tun, beide haben eine Nachricht für die Menschen“, meint er schmunzelnd.
In beiden Berufen – als Postler und Pfarrer – hilft ihm auch, was der heilige Franz von Sales als Tipp im Umgang mit Menschen gegeben hat: „Man sei immer so sanft wie möglich und bedenke, dass man mit einem Löffel Honig mehr Fliegen herbeilockt als mit hundert Tonnen Essig.“
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