Wort zum Sonntag
Wie erinnern Sie sich an Ihr erstes Haustier?
Franz Zeiger: Meine ersten Haustiere waren eine Wasserschnecke und ein Hamster. Meine Eltern wollten, dass ich Verantwortung übernehmen lerne für ein lebendiges Geschöpf. Mein richtiges Bezugstier war aber die Susi, eine Pudeldame, die hat mich lange begleitet, vom Kindesalter bis fast ins Erwachsenenalter.
Wenn Kinder Haustiere haben, werden sie dadurch auch mit dem Tod konfrontiert?
Zeiger: Ja, auf jeden Fall. Wenn ein Haustier gestorben ist, haben wir es im Garten eingegraben und eine kleine Zeremonie gemacht. Das haben wir nicht einfach weggeschmissen. Die Mama hat gesagt: „Du brauchst dir nichts denken, dein Haustier ist jetzt beim Herrgott, denn Gott hat die Tiere genauso lieb. Ihr seht‘s euch ja wieder im Himmel.“ Das ist genau das, was ich heute auch vermitteln will.
Kommen Tiere wirklich in den Himmel?
Zeiger: Natürlich, das wäre doch urfad ohne Tiere. Das spüre ich ganz deutlich, dass das so ist. Außerdem schreit die ganze Schöpfung nach Erlösung.
Sie haben vor 20 Jahren Tiersegnungen am Spallerhof eingeführt. Aus welchem Grund?
Zeiger: Ich habe gesehen, dass in der Kirche Tierschutz und Liebe zum Tier nicht einmal eine Nische war, das ist überhaupt nicht vorgekommen. Mir war aber in meiner Spiritualität der Schöpfungsbegriff immer wichtig. Nicht der Mensch allein ist das Maß aller Dinge, sondern wir sind reingestellt in die Schöpfung mit einer besonderen Verantwortung dafür.
Was ist das biblische Fundament der Tiersegnungen?
Zeiger: Im Psalm 36 heißt es: „Herr, du hilfst Menschen und Tieren.“ Das ist vielfach gar nicht im Bewusstsein: Gott sind die Tiere nicht egal.
Zeigt sich Gott durch die Tiere?
Zeiger: Natürlich, Gott begegnet uns grundsätzlich durch jedes Geschöpf, das ist sonnenklar. Man muss nur die Leute anschauen, wie die plötzlich aufblühen, wenn sie ein Tier haben, das auf sie zugeht. Besonders ältere Menschen, die sonst wenig Sozialkontakte haben.
Haben Sie in Ihrer Gemeinde bemerkt, dass der Bezug zu den Haustieren während der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen hat?
Zeiger: Ja, gerade während des Lockdowns wurde klar, dass die Leute, die ein Katzerl oder einen Hund haben, schon besser dran sind. Für die Menschen ohne Haustiere habe ich angeboten, dass sie mit der Pfarrhündin Laura Gassi gehen können oder die Katzen im Pfarrgarten streicheln. Das haben gerade einige ältere Leute gerne angenommen. Das waren Lichtblicke im Lockdown.
Welche Bedeutung haben tierethische Themen für Sie, wie wichtig sind diese in Zusammenhang mit der Tiersegnung?
Zeiger: Wir haben letztes Jahr bei der Tiersegnung das Tierschutzvolksbegehren aufgegriffen, weil ich glaube, dass hier vieles im Argen liegt. Etwa bei den Massentiertransporten oder dem Schreddern von Küken, wo die Würde der Geschöpfe mit Füßen getreten wird. Wenn wir Tiere so behandeln, als wären sie Abfall oder Müll, stimmt etwas in unserem Handeln nicht. Wir müssen ins Bewusstsein rufen, dass wir Konsumenten es in der Hand haben, solche Zustände zu ändern.
Stichwort Corona. Wie gehen Sie mit der Situation bei der Tiersegnung am 4. Oktober um?
Zeiger: Wir erstellen einen Präventionsplan, wir halten natürlich alle Vorschriften ein. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass wir feiern können. Das Fest „10 Jahre Tiertafel“ haben wir wegen Corona schon zweimal verschieben müssen. Jetzt legen wir dieses Jubiläum mit der Tiersegnung zusammen und hoffen, dass alles passt.
Bei der Tiertafel bekommen arme Menschen in Ihrer Pfarre gratis Tierfutter. Ist hier der Andrang höher geworden durch die Wirtschaftskrise?
Zeiger: Ja, ganz eindeutig. Wir bekommen auch aus anderen Bundesländern Anfragen. Wir müssen uns aber auf den Großraum Linz und mit einer weiteren Zweigstelle auf Mattighofen beschränken. Es wäre schön, wenn es Nachahmer geben würde und somit in jedem Bundesland eine Tiertafel angeboten werden könnte. «
- Am Sonntag, dem 4. Oktober 2020, wird in der Pfarre Linz-St. Peter um 9.30 Uhr Tiersegnung gefeiert. Zudem wird in diesem Rahmen auch das Jubiläum „10 Jahre Tiertafel“ begangen.
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