Wort zum Sonntag
Wie es gelang, in der Pandemie mit den Jugendlichen Kontakt zu halten, und warum sich die Katholische Jugend OÖ für die Segnung von homosexuellen Paaren einsetzt:
Es war im letzten Jahr schwierig, sich persönlich zu treffen, und es gab kaum Veranstaltungen. Wie ist die Katholische Jugend mit dieser Situation umgegangen, gerade bei einer Zielgruppe, die besonders unter der sozialen Distanzierung litt?
Daniel Neuböck: Wir haben uns dafür eingesetzt, dass es vernünftige und gleichzeitig schnelle Öffnungen für Treffen in geregelter Form gibt. Unser Argument war, dass es vernünftiger ist, wenn die Treffen im Rahmen einer Organisation stattfinden. Diese Interessen haben wir gegenüber der Politik stark vertreten. Gleichzeitig ist klar, dass die Jugendlichen viel in den sozialen Medien unterwegs sind, den Part haben wir stark aufgegriffen. Unsere Social-Media-Auftritte sind professioneller geworden. Wir haben gemerkt, dass das sehr in Anspruch genommen wird.
Bei manchen Formaten und Veranstaltungen hatten wir viel mehr Teilnehmer/innen, als wir vorher in Präsenz hatten.
Was wird davon nach der Pandemie bleiben?
Neuböck: Wir werden weiterhin auf Online-Angebote setzten. Wir haben gelernt, in welchen Bereichen es gut und wichtig ist. Man kann aber nur einen Teil der Jugendarbeit damit abdecken. Es braucht hier ein gutes Abwägen, was sinnvoll ist und wo es einfach auch für die Psyche gut ist, wenn Treffen und Begegnungen in präsenter Form stattfinden.
Die klassischen Pfarrrjugendgruppen, die gemeinsam viel unternehmen und in Jugendgottesdiensten ab und zu präsent sind, werden tendenziell weniger. Welche Bedeutung hat diese Form der Jugendarbeit noch?
Neuböck: Ja, die Pfarrjugendgruppen werden weniger, aber nicht in einer dramatischen Dimension. Denn gerade Jugendliche, die ein Stück weit Beheimatung und Schutz suchen, finden diese in den Jugendgruppen. Daneben müssen wir aber schon darauf schauen, dass wir wieder stärker an die Lebenswelten der Jugendlichen andocken können.
Wie ist das konkret zu verstehen?
Neuböck: Zum Beispiel verstehen die Jugendlichen das Ehrenamt heute anders. Jugendliche wollen sich sinngebend engagieren, aber dabei keine Bindung über mehrere Jahre eingehen. Gefragt ist mehr das punktuelle Engagement.
Die KJ nimmt immer wieder zu heißen Eisen in der Kirche Stellung. Ist das ein Privileg der Jugend, damit ab und zu auch anecken zu dürfen?
Neuböck: Es braucht Organisationen wie die Katholische Jugend, die manchmal auch ein Reibebaum ist, an dem man Anstoß nehmen kann. Außerdem wollen wir uns den Veränderungen der Zeit stellen.
Gehört dazu auch, dass ihr euch ganz klar für die Segnung von homosexuellen Paaren einsetzt?
Neuböck: Ja, wir verfolgen den Ansatz der Gleichheit aller Menschen. Wir nehmen wahr, dass sich junge Leute total für christliche Werte begeistern lassen, und das umgesetzt sehen wollen in der katholischen Kirche. Unsere Stellungnahme für die Segnung von homosexuellen Paaren hatte deshalb eine enorm positive Resonanz. Das ist wichtig, damit Kirche sich weiterentwickelt.
Die Ergebnisse der Jugendstudien aus den letzten Jahren zeigen, dass Spiritualität nur für eine Minderheit der Jugendlichen wichtig ist. Ist das ein Problem für die KJ?
Neuböck: Das ist kein wirkliches Problem, weil man differenzieren muss. Die Sehnsucht nach Spiritualität ist im Gegensatz zum kirchlich institutionalisierten Glauben immer noch stark präsent bei vielen Jugendlichen. Die Fragen „Wer bin ich?“, „Worauf darf ich hoffen?“ und „Woran kann ich glauben?“ beschäftigen junge Menschen nach wie vor.
Wie fromm ist die Katholische Jugend?
Neuböck: Wir sind nicht frömmelnd, aber die Katholische Jugend ist im Blick darauf, wie wir Spiritualität und Glauben leben, durchaus fromm. Fromm heißt, dass wir uns intensiv bemühen, unsere christliche Spiritualität authentisch zu leben. In der Achtsamkeit mit uns, im Umgang mit der Schöpfung und im Vertrauen darauf, dass wir von Gott getragen sind und danbkar für das Leben.
Die KJ ist 75 Jahre alt. Ihr blickt optimistisch in die Zukunft, weil ...
Neuböck: Weil die Jugendlichen uns brauchen und wir Jugendlichen Zugang zum Glauben ermöglichen wollen. Wir sind mit dem Blick auf die jugendpastoral relevanten Themen gut mit der Diözesanleitung in Kontakt und mit unserem gesellschaftspolitischen Engagement können wir die Anliegen der Jugendlichen gut vertreten.«
- Mehr zum 75-Jahr-Jubiläum unter https://www.kj-ooe.at/erlebnisse
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