Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Das Dekanat Eferding hat als eines der ersten im Jahr 2008 einen Dekanatsprozess gestartet. Das Aufeinanderschauen der Pfarren und das Miteinander-unterwegs-Sein sei seither nie mehr verloren gegangen, erzählt Dechant Erich Weichselbaumer. Dekanatsassistent Albert Scalet und Sieglinde Baumann, Mitglied der Dekanatsleitung, stimmen ihm zu.
Wenn Bischof Manfred Scheuer zur Visitation nach Eferding kommt, werden die Dekanatsverantwortlichen ihm auf jeden Fall die Erfahrungen aus dem Lutherjahr 2017 präsentieren. Auch wenn die intensiven ökumenischen Begegnungen bereits zwei Jahre zurückliegen, haben sie bei allen Beteiligten einen tiefen Eindruck hinterlassen. Im Gedenkjahr „500 Jahre Reformation“, das an Luthers Anschlag seiner Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg erinnerte, wanderten 25 evangelische und katholische Christinnen und Christen aus dem Dekanat Eferding von Ortenburg in Bayern nach Scharten. Oberösterreichs Geheimprotestanten waren immer wieder nach Ortenburg zum Gottesdienst ausgewichen und hatten sich dort mit Bibeln, Gebetbüchern und geistlicher Literatur versorgt.
Auf der letzten Etappe dieser Gedenkwanderung 2017 von Eferding nach Scharten schlossen sich dann weitere Pilger/innen an. „Der Gottesdienst in Scharten hat mich tief berührt – bis heute“, sagt Dechant Weichselbaumer. Was im Reformationsjahr an Beziehungen gewachsen ist, sei geblieben, kann Dekanatsassistent Scalet nur unterstreichen. Die Begegnung mit den evangelischen Pfarrern und die ökumenische Vesper bei der Visitation zeugen davon (Termin Seite 16).
Die Dekanatsverantwortlichen werden dem Bischof weiteres Gelungenes ihrer Arbeit vorstellen. Dazu gehört eine Aktion, die das Dekanat im Rahmen der Firmvorbereitung durchführt. Die Firmlinge eines Jahres kommen zu einer gemeinsamen Dekanats-Versöhnungsfeier zusammen, heuer fand sie in Alkoven statt. Auch das Katholische Bildungswerk setzt immer wieder pfarrübergreifende Initiativen. So ist die Aktion „Fremdgehen mit dem Segen der Kirche“ auf großes Echo gestoßen. Bis zu hundert Leute haben an den einzelnen Wanderungen teilgenommen, die Orte zum Ziel hatten, „wo man sonst nicht hinkommt“. Einmal führte zum Beispiel der Weg „ins Moos“ von Hartkirchen und endete mit einer Andacht bei der Hubertuskapelle, ein andermal – in Aschach – fand unter dem Motto „Vom Wasser zum Wein“ die Route in einem Weinkeller ihren Abschluss.
Die Dekanatsverantwortlichen werden neben den erfreulichen Projekten mit Bischof Manfred Scheuer auch die aktuelle pastorale Situation in den Eferdinger Pfarren besprechen und Wege für die Zukunft suchen. Für Dechant Weichselbaumer gibt es kein Herumreden: „Das Dekanat ist Klerus-entleert. Was die Pfarrer betrifft und auch die hauptamtlichen Laien, ist die Lage prekär.“ Dem Dechant und Pfarrer gefällt die Initiative der Diözese mit dem Motto „Die Kirche weit denken“ und er hält das in diesem Zusammenhang erarbeitete Strukturmodell für sehr gelungen. Er kann sich gut vorstellen, dass das bisherige Dekanat Eferding – möglicherweise mit kleineren Änderungen – zu einer „Pfarre neu“ wird. Im geplanten neuen Modell wird auch das hauptamtliche Personal gerechter verteilt. Darin sieht Scalet einen besonderen Vorteil der geplanten größeren pastoralen Einheiten. Auch Sieglinde Baumann sieht in der neuen Struktur einen richtigen Schritt, weist aber auf die Sorge der Ehrenamtlichen im Hinblick auf Überlastung hin. Gar nicht wenige befürchten, dass dem Ehrenamt zu viel aufgeladen wird. „Der Wunsch nach hauptamtlicher Begleitung ist überall da“, weiß natürlich auch Dekanatsassistent Scalet: „Das ehrenamtliche Engagement muss unbedingt Unterstützung durch Hauptamtliche finden, als Echo, als Spiegel und Ergänzung – im Sinn von Bestätigung.“
Trotz aller Probleme, die zu bewältigen sein werden, könne das Dekanat Eferding durch das neue Modell nur gewinnen, ist sich Dechant Weichselbaumer sicher. Das Dekanat hat für die geplanten Strukturen gute Voraussetzungen, da die Stadt Eferding ein natürlicher Mittelpunkt ist.
Auch wenn es im Dekanat Eferding noch kein Seelsorgeteam gibt, sehen Weichselbaumer, Scalet und Baumann den Änderungen nicht mit Angst entgegen. Als Frucht des Dekanatsprozesses hätten sie eine gut funktionierende Dekanatsleitung, stimmen sie überein. Der Dekanatsleitung gehören vier Ehrenamtliche, drei hauptamtliche Laien und ein Priester an: „Es ist ein Austausch- und Planungsforum von hoher Qualität.“ Das zeigt auch das jüngste Projekt des Dekanates, bei dem es um „spirituelle Orte und Angebote“ geht. In der Fastenzeit fanden bereits an zwei Orten des Dekanates, in Alkoven und Hartkirchen, jeweils sechs hervorragend besuchte Meditationsabende statt.
Damit die neuen Pfarrstrukturen eingeführt werden können, ist auch in Eferding noch einiges zu klären, dessen ist sich Dechant Weichselbaumer bewusst. „Ich bin froh, dass der Bischof so entscheidungsstark ist, und ich wünsche mir, dass er den eingeschlagenen Weg konsequent weitergeht.“ Sieglinde Baumann war in der Stadthalle in Wels dabei, als im Jänner 2019 das neue Strukturmodell der Diözese präsentiert wurde. „Ich sage es ganz ungeschützt: Ich freue mich darauf. Es ist höchste Zeit, dass sich in der Kirche etwas ändert.“ Durch die pastorale Arbeit von Dechant Weichselbaumer und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, so findet sie, sei das Dekanat gut auf die Veränderungen vorbereitet: „Und manches wird natürlich erst auf dem Weg entstehen“.
Miteinander
Eine Frucht des Dekanatsprozesses ist das Treffen der Obleute der Pfarrgemeinderäte des Dekanates. Seit dem Jahr 2008 kommen die PGR-Obleute und ihre Vertreter/innen zweimal im Jahr zusammen, um sich auszutauschen. Als einziger hauptamtlicher Kirchenvertreter nimmt Dekanatsassistent Albert Scalet daran teil. Dechant Erich Weichselbaumer ist auf dieses Selbstbewusstsein der Pfarrgemeinderäte stolz.
Sieglinde Baumann, Leiterin der Katholischen Frauenbewegung des Dekanates Eferding und Mitglied in der Dekanatsleitung, stellt das Projekt „Frauenherbst“ und ihre Überlegungen zum Platz der Frauen in der Kirche vor:
„Zusammenarbeit, Kooperationen sowie das Denken und Handeln über den eigenen Tellerrand hinaus werden die Pfarrgemeinden der Zukunft auszeichnen. Mit dem ‚Frauenherbst‘ hat die kfb im Dekanat Eferding diesen Weg bereits eingeschlagen. Schon das vierte Jahr kommen einmal im Monat unter der Leitung von Grete Reitböck-Lehner Frauen in der ‚herbstlichen Lebensphase‘ aus dem ganzen Dekanat zusammen. Kürzlich stand eine Alpakawanderung in Schönering auf dem Programm, ein andermal war es eine Vesper im Altenheim oder eine Führung durch das Kloster Pupping. Als zwei tragende Elemente haben sich das Miteinander-zu-Fuß-Gehen und eine abschließende Einkehr zur Begegnung herauskristallisiert. Ich bin immer sehr gerne dabei, es nehmen zwischen 15 und 40 Frauen an den Veranstaltungen teil. Das Schöne an der Katholischen Frauenbewegung ist ihre Buntheit. Bei uns haben alle Platz: die Hausfrau ebenso wie die junge Theologin. Im Dekanat Eferding besteht in jeder der zehn Pfarren eine kfb-Gruppe. Im Blick auf die gesamte Kirche wünsche ich mir, dass sie weiblicher wird. Das halte ich für ganz wichtig und darum arbeite ich auch in der Dekanatsleitung mit. Fachlich stoße ich oft an meine Grenzen, aber ich versuche das beizutragen, was ich in mir spüre und was mir für die Kirche als wichtig erscheint.“
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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