Wort zum Sonntag
Rosa M. ist etliches über 80. Sie lebt in einer kleinen Innviertler Gemeinde. Seit Jahren schon kommt sie nur mehr wenig aus dem Haus, und seit vor sieben Jahren ihr Mann gestorben ist, ist es oft sehr still in ihrem Alltag geworden. Ihr Sohn muss sich ja um die Landwirtschaft kümmern, die Schwiegertochter ist ebenso berufstätig. Da können sie sich nicht ständig um die Oma kümmern. So ist Rosa viel allein. In die Kirche kommt sie auch nur noch selten. Sie hat niemanden, der sie am Sonntag mitnähme. Selten halt nur. Dabei ist ihr gerade das ihr Leben lang so wichtig gewesen. Es schmerzt Rosa, dass „die Jungen“ nicht mehr in die Kirche wollen. Da hat es vor vielen Jahren einmal eine Verärgerung gegeben. Seither will der Sohn mit der Pfarre nichts mehr zu tun haben. Auch so etwas tut einer alten Mutter weh. Überhaupt, wie es mit der Kirche weitergehen soll, wenn die Jungen fehlen. Es sind keine rosigen Farben, in der sich Rosa die Zukunft, die ihre Enkelkinder einmal erleben werden, ausmalt. Man ist so viel allein im Alter. So hat Rosa M. die Gottesdienste im Fernsehen schätzen gelernt. Die Sonntagsgottesdienste im ORF und im ZDF, abwechselnd katholisch und evangelisch, kommen ja aus wirklichen Pfarrgemeinden. Aber auch die Gottesdienstangebote von katholischen Privatsendern nutzt sie während der Woche. Manche dieser Angebote sind ihr zwar gar zu traditionalistisch, aber das nimmt Rosa in Kauf.
Auf die Andacht, auf die Anleitung zum Beten wird sie dadurch gebracht, dass sie mit ihren Sorgen nicht so allein daheim ist. Ein Sonntag oder auch ein Tag ohne Eucharistie – da fehlt Rosa etwas. Heutigen jungen Menschen, auch Kindern, scheine ja nichts zu fehlen, meint Rosa. Man wisse als Oma gar nicht mehr, was man den Enkeln noch schenken könnte – wo sie fast alles hätten.
So wie Rosa M. geht es vielen Älteren. Rupert Aschauer, Referent für Altenseelsorge im Pastoralamt, hat es oft gehört. Der Kilometer zur Kirche wird aufgrund der gesundheitlichen Situation zu weit. Die Kinder gehen nicht in die Kirche, und die Nachbarin, die bisher die alte Frau mitgenommen hat, kann auch nicht mehr. Jetzt fehlt jemand in der Kirche. „Wem fällt es auf?“, fragt Rupert Aschauer. Eine aufmerksame Pfarre wird nachfragen. Kommunionhelfer/innen können die Fehlenden aufsuchen. Eine Mitfahrgelegenheit kann organisiert werden. Die Linzer Dompfarre hat eben ein Team von Kommunionhelferinnen und -helfern, die die Alten und Kranken besuchen, geschaffen. Die Alten sollten einer Pfarre wichtig sein.
Feiner Lebkuchenduft durchzieht an diesem Mittwochnachmittag die Küche des St. Josefs-Hauses in Ebensee. Rund 200 Lebkuchensterne werden gebacken. So viele alte Menschen sollen im Advent besucht werden. In der Osterzeit wird ein Osterlamm das Mitbringsel sein.
Die alten Menschen sind der Pfarre nicht egal. Rund 30 Leute besuchen die Alten und auch die Kranken der Pfarre, ob sie daheim wohnen, im Altenheim Ebensee oder in einem der Heime der umliegenden Orte.
Diakon Fridolin Engl sind gerade die alten Menschen ein besonderes Anliegen. Allein in das Altenheim Ebenso kommen regelmäßig zehn Leute aus dem ehrenamtlichen Besuchsdienst. „Ein schönes Miteinander zum Wohle unserer Senioren soll das sein“, sagt Engl. Abwechslung soll so in ihren Alltag kommen. Die alten Menschen erfahren die Neuigkeiten aus dem Ort. Sie haben jemand zum Reden. Die Altenheimleitung ist froh über diese Unterstützung.
Zweimal in der Woche wird im Altenheim Gottesdienst gefeiert: am Sonntag ein Wortgottesdienst und am Dienstag kommt der Pfarrer, um mit den alten Menschen die Messe zu feiern. Wer nicht in die Kapelle kommen kann, wird im Zimmer besucht. Dieser ehrenamtliche Dienst soll eine Zugabe und Ergänzung zu den Diensten des Heimpersonals sowie der Familienangehörigen sein. Altenheimgottesdienste für alle zu öffnen, habe sich auch an anderen Orten bewährt, erzählt Rupert Aschauer. Es ist warm in den Heimen, und es ergebe sich Kontakt.
In Ebensee werden auch spezielle Andachten und Feiern im Altenheim vorbereitet: am Karfreitag und zu Allerseelen zum Beispiel. Nicht nur in der Pfarrkirche, sondern auch in das Altenheim lädt die Pfarre zu einem Krankensalbungsgottesdienst ein. Dieses ist ebenerdig erreichbar. Solche Dinge sind wichtig. Auch zu Pfarrnachmittagen und zu Ausflügen wird eingeladen. Eine gemeinsame Rollstuhlausfahrt bringt für jene, deren Bewegungsradius klein geworden ist, eine größtmögliche Abwechslung.
Eine aufmerksame Pfarre kann viel tun für ihre alten Menschen. In Ebensee versteht sich die ganze Pfarre als ein „Altenheim“.
Wort zum Sonntag
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