Wort zum Sonntag
Als Fußballfan und Seelsorger hat Pater Markus Schlichthärle die WM in Russland schon lange am Radar. Sämtliche Spiele hat der Pfarrer von Enns-St. Marien vor einigen Monaten in seinem Kalender eingetragen. Verliebte Pärchen warnt er bei Trauungsgesprächen, wenn ein WM-Spiel einem Hochzeitstermin in die Quere kommen könnte. „Es will ja keiner, dass die Hochzeitsgäste aufs Smartphone starren, um das Fußballspiel zu sehen. Die Verlobten sind ganz dankbar, wenn man Alternativen sucht“, sagt Pater Markus.
Fußball begeistert den Priester, seit er denken kann. Die erste WM, an die sich der Franziskaner, Jahrgang 1974, erinnern kann, ist die WM in Spanien 1982. Die damalige Finalniederlage von Deutschland gegen Italien (1:3) war die schlimmste Stunde seines kindlichen Fußballerlebens. „Ich war total aufgelöst, mein Vater musste mich vom Fernseher ins Bett tragen, wo ich mich in den Schlaf geweint habe.“ Umso glücklicher war er, als es 1990 beim dritten Finale der Deutschen in Folge endlich mit dem WM-Sieg klappte.
Erfolgreich war auch die aktive Fußballerkarriere, die Pater Markus in seinen Jugendjahren beim SV Sulmetingen in Schwaben startete. „Ich kann mich an alle unsere Niederlagen erinnern, weil es nicht so viele gab.“ Als blitzschneller Außenverteidiger (nur 12,5 Sekunden brauchte er für 100 Meter) war der Ordensmann eine Leistungsstütze für den Verein. Bis er nach einer Verletzung im Alter von 17 Jahren aufgeben musste. „Fußball ist aber ein ganz wichtiger Teil in meinem Leben geblieben“, sagt Pater Markus, der im Klubfußball dem LASK die Daumen drückt.
Himmlischen Beistand für sein Team, egal ob es der LASK oder die deutsche Fußballnationalmannschaft ist, erbittet Pater Markus nicht. Obwohl ihn Bekannte immer wieder in Versuchung führen. „Die wollen von mir, dass ich für den Erfolg ihrer Mannschaft bete“, erzählt Pater Markus. „Ich sage immer: Gewinnen muss das Team schon selbst. Gott hat den Fußballern dafür alle Möglichkeiten gegeben.“
So hat er die Niederlage Deutschlands gegen Österreich auch ohne Rosenkranz überstanden. „Was Österreich in der zweiten Hälfte geboten hat, war spielerisch ein Wahnsinn. Das Ergebnis war gerecht.“ Für die deutschen Fußballer bleibt er dennoch optimistisch. „Sie sind eben eine Turniermannschaft, die sich steigern kann. Auch wenn die Titelverteidigung sehr schwierig wird.“
Noch härter wird die Mission dieses Mal wohl für Argentinien, das 2014 im Finale 0:1 gegen Deutschland verlor. Für viele Experten gehört das Team rund um Superstar Lionel Messi dieses Mal nicht zum engsten Favoritenkreis.
„Ich befürchte, zum WM-Titel wird es für Argentinien nicht reichen“, meint Sr. Elisabeth Siegl. Wenn Argentinien spielt, zittert die 43-jährige Don-Bosco-Schwester vorm Fernseher mit. Dafür schlüpft sie schon mal in das Trikot ihrer Lieblinge. Begonnen hat ihre besondere Beziehung zu den Argentiniern nämlich 1986, als Diego Maradona sein Land zum WM-Sieg in Mexiko schoss. „Ich war damals elf und es war die erste WM, die ich intensiv verfolgt habe.“
Die Leidenschaft für den Fußball wurde bei der Ordensschwester, die aus Klosterneuburg stammt, sehr früh geweckt. Der Großvater und der Vater haben ihre Liebe zu Rapid an Elisabeth Siegl weitergegeben. Als Kind hat sie gemeinsam mit ihren Cousins Fußball gespielt. Doch erst mit 22 Jahren hat Schwester Elisabeth begonnen, in einem Fußballverein zu spielen. Nach einer mehrjährigen Pause rund um ihren Ordenseintritt stieg sie 2012 wieder in den Fußballbetrieb ein. Zuerst in Schwanenstadt, wo sie als Stürmerin Tore schoss, später als Libero für den SC Vöcklabruck, wo sie mittlerweile als Co-Trainerin fungiert.
Während die Saison für die Vöcklabrucker Fußballerinnen gerade zu Ende gegangen ist, startet die WM bereits am Donnerstag, 14. Juni. Die Vorfreude ist bei Schwester Elisabeth jedenfalls riesig. „Die WM ist ein Großereignis, das die Leute verbindet. Man kommt dadurch ins Gespräch miteinander. Als Fan verspürt man schon ein gewisses Prickeln.“«
Am 14. Juni beginnt in Moskau die Fußball-Weltmeisterschaft. Die 32 Mannschaften spielen in dem Turnier, das bis zum 15. Juli dauert, um den WM-Pokal. Zu dem engeren Favoritenkreis zählen Deutschland, Frankreich, Spanien und Brasilien. Österreich, das zum letzten Mal 1998 bei einer WM war, hat sich abermals nicht qualifizieren können.
Christian Mayr aus Enns ist seit 1995 Missionar in der Diözese Barreiras in Brasilien. Beim Test-Spiel Brasilien gegen Österreich, das am Sonntag 3:0 ausgegangen ist, hielt er „ein klein wenig mehr“ zu dem im Vergleich kleinen Fußballland Österreich. „Es hätte schon einen Reiz, wenn David gegen Goliat gewinnt“, sagte er vor dem Spiel zur KirchenZeitung.
„Die eigentliche Religion ist hier Fußball. Über den können die Brasilianer schon ordentlich ins Streiten kommen“, meint der 59-jährige Priester. Die 1:7 Niederlage gegen Deutschland bei der Heim-WM habe viele Brasilianer traumatisiert. Dennoch merkt er, dass in der Bevölkerung andere Themen derzeit mindestens genauso bewegen. „Das Land ist in der Krise, jetzt gerade haben die Lastwagenfahrer neun Tage lang gestreikt. Die Korruption emotionalisiert noch mehr als Fußball.“ Mayr ist zwar kein ausgewiesener Fußballfan. Er wird sich die WM-Spiele aber im Fernsehen gerne anschauen, sagt er zur KirchenZeitung.
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