Wort zum Sonntag
Vor einem Jahr hat die Diözese Linz einen Nachdenkprozess über die Zukunft der Pfarren im Dekanat Linz-Süd gestartet. Worum geht es dabei?
Rupert Granegger: Rund ein Drittel der 13 Pfarren im Dekanat sind „Abgangspfarren“. Das sind Pfarren, die aus dem Kirchenbeitragsrückfluss oder aus anderen Einkommensquellen heraus nicht mehr lebensfähig sind. Das Problem drängt insofern, als die bisherige Unterstützung aus dem Strukturfonds der Diözese Linz, die die Pfarren über Wasser hält, 2019 ausläuft.
Ein Lösungsansatz wäre, dass die Diözese mehr Kirchenbeitragsanteil überweist.
Granegger: Momentan schaut es leider nicht danach aus. Daher überlegen wir andere Maßnahmen, ob es Einsparungen an Räumlichkeiten oder neue Wege, an Geld zu kommen, gibt. Es könnte außerdem zu einem Ausgleich unter den Pfarren kommen. Es gibt im Dekanat Pfarren, die besser bemittelt sind und ärmere Pfarren solidarisch unterstützen können. Dann kann man auch schauen, in welchem Bereich Synergien möglich sind, zum Beispiel indem man die Verwaltung für mehrere Pfarren zusammenfasst.
Und wenn diese Maßnahmen nicht reichen für ein ausgeglichenes Budget einer Pfarre?
Granegger: Dann muss die Diözese entscheiden, ob die Pfarre gewollt ist – und sie höher dotieren – oder ob sie zur Auflösung ansteht.
Das Dekanat arbeitet als mittlere Managementebene die Reformvorschläge aus. Welche Rolle hat man da?
Granegger: Man kann Denkprozesse anstoßen. Größere Weichenstellungen werden von der Diözese ausgehen. Ein Dekanat kann das nicht machen.
Was gibt es jetzt schon an Kooperation zwischen den Pfarren im Linzer Süden?
Granegger: Schon jetzt feiern mehrere Gemeinden an manchen Feiertagen gemeinsam Gottesdienst. Teilweise werden schon Erstkommunion und Firmvorbereitung pfarrübergreifend gemacht. Die Frage ist, ob diese Kooperationen genügen.
Nächster Schritt von der Kooperation wäre die Zusammenlegung der Pfarren zumindest in Teilbereichen. Ist das ein Schreckgespenst?
Granegger: Ich erlebe die Haltung: „Unsere Pfarre darf sich nicht auflösen.“ Die Zusammenlegung mehrerer Pfarren zu einer größeren Pfarre ist für die meisten Leute an der Basis nicht vorstellbar.
Wie können mögliche Reformen berücksichtigen, dass die Leute mit ihrer jeweiligen Pfarre sehr verbunden sind?
Granegger: Der Großteil der Leute sagt: „Für die Pfarre vor Ort engagiere ich mich, aber eher nicht in einer größeren Einheit.“ Es braucht die Identität vor Ort. Die Kunst wird sein, dass die Strukturen so geschaffen werden, dass das Leben vor Ort gut gestützt ist und der Rahmen rundherum anders ist. Momentan sind wir sehr geprägt vom Pfarrensystem, und man kann sich kaum was anderes vorstellen.
Wird in dem Prozess über die Zusammenlegung von Pfarren nachgedacht?
Granegger: Über die konkreten Ideen mag ich nicht reden. Das ist nicht ausgegoren. Diözesanweit wird darüber nachgedacht, wie man größere Einheiten bildet und dennoch die Gemeinden klein und lebendig hält.
Was wünschen Sie sich für Ihre Priesterkollegen und sich selbst, damit Sie gut weiterarbeiten können?
Granegger: Ich wünsche mir, dass wir möglichst von der Verwaltung entlastet werden, damit Ressourcen frei werden für die Seelsorge. Ich denke mir, dass es notwendig ist, den Zugang zum Priesteramt neu zu gestalten, das heißt auch, verheiratete Männer und Frauen zu weihen. Wir haben ja zum Beispiel Laientheologen, die hervorragend arbeiten. Das wäre ein Wunsch, dass diese Menschen mit priesterlicher Vollmacht ausgestattet werden.
Wie dringend sind solche Veränderungen?
Granegger: Die Dringlichkeit wird von Jahr zu Jahr größer, weil es immer weniger Priester gibt. Wenn einer der Mitbrüder in Pension geht, tun sich gleich mehrere Riesenlöcher im Dekanat auf. Ich denke, der Zeitpunkt für Veränderungen ist günstig. Immerhin ruft Papst Franziskus zu mutigen Schritten auf. «
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