Wort zum Sonntag
Von Montag bis Freitag ist Johannes Wohlmacher in der Hauptsache Manager. Die Bewirtschaftung des 6.500 Hektar großen Waldes fordert seinen ganzen Einsatz. Das Stift Schlägl zählt zu den größten Waldbesitzern des Mühlviertels. Sieben Förster und Forstwarte, Bürokräfte und 23 Arbeiter/innen – Entscheidungen sind zu treffen, Arbeiten zu koordinieren. Der Alltag von „Herrn Johannes“, wie er als Ordensmann genannt wird, mit seinen Herausforderungen, Sorgen und Erfolgserlebnissen unterscheidet sich nicht von dem von Chefs eines anderen mittelständischen Unternehmens.
Dass H. Johannes einmal die Verantwortung für den großen Waldbesitz des Stiftes übernehmen sollte, kam für den heute 57-jährigen Chorherrn selbst überraschend. Der aus Andrichsfurt im Innviertel stammende Josef Wohlmacher trat nach der Matura 1979 in das Linzer Priesterseminar ein. Zwei Jahre später wurde er mit dem neuen Namen „Johannes“ im Stift Schlägl eingekleidet. Die Verbindung von Gemeinschaft und Seelsorge, wie sie in Schlägl gelebt wird, hat ihn angezogen.
Von seinem Elternhaus her brachte er keine Vorkenntnisse für die Waldarbeit mit, nach der Priesterweihe 1986 fragte ihn aber der Abt, ob er nicht an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Forstwirtschaft studieren wolle. Er wollte und ging für sechs Jahre nach Wien. Das Studium hat ihm sehr gefallen, noch heute hält er Kontakt zu Professoren der BOKU. Inzwischen ist auch ehrenamtlicher Präsident des Österreichischen Forstvereins mit rund 4.000 Mitgliedern. Das alles zeigt, dass H. Johannes Forstwirt mit Leib und Seele ist. Aber nicht weniger erfüllt ihn die Seelsorge. Seit 2005 leitet er als Pfarrprovisor die knapp 900 Katholikinnen und Katholiken zählende Pfarre St. Johann am Wimberg.
„Ich mache meine Aufgaben gerne“, nimmt er selbst die Frage vorweg, wie er Pfarre und Forst unter einen Hut bringe und fügt hinzu: „Du musst die Menschen mögen und die Arbeit gerne machen. Ich hoffe, dass das die Leute spüren.“ Da er in der Pfarre vor allem am Wochenende gebraucht werde, könne er diesen doppelten Einsatz leisten, erklärt er. Dienstags kommt er auch zu einer Abendmesse in die Pfarre, und wenn er Begräbnisse zu halten hat, gilt es, Termine zu verschieben: „Dank meiner guten Mitarbeiter im Forstamt ist das möglich. Ich bin froh, dass ich beides machen darf – Pfarre und Wald.“ Die Erfahrungen aus seinem „normalen“ Beruf – wie er selbst sagt – sind für die Seelsorge kein Nachteil: „Er hilft mir, die Leute zu verstehen, die auch die ganze Woche arbeiten.“ Fragen aus der Seelsorge, die ihn begleiten, nimmt er gerne in den Wald mit, um Klarheit und Halt zu finden. „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel, und trotzdem streben sie nach oben“, fällt ihm dabei immer wieder ein. Durch die Arbeit und die vielen Stunden in der Natur ist für Herrn Johannes der Wald eine Brücke zum Glauben geworden: „Die Leute hören von mir oft, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. Jede Minute ist uns geschenkt.“
Das „Ordensdekanat“ St. Johann am Wimberg
In vier der 39 Dekante der Diözese Linz sind ausschließlich Ordensleute tätig. Zu den reinen „Ordensdekanaten“ gehört auch St. Johann am Wimberg. In den 14 Pfarren sind Zisterzienser aus Wilhering, Chorherren aus Schlägl und St. Florian sowie ein Marianist tätig.
Die Pfarren des Dekanats haben eine starke Rückbindung an ihre eigenen Ordenshäuser, was sich bei den Firmungen durch den jeweiligen Abt oder Propst und auch bei Aushilfen zeigt. Der Bezug zu den Stiften, aus dem die Seelsorger kommen, sei intensiver als zum Dekanat, erklärt Dechant Johannes Wohlmacher: „Das wird auch so bleiben: Die Stifte lassen ihre Pfarren auch in Zukunft nicht im Stich, auch wenn sich manches ändern wird.“ Da jeder Pfarrer auch Aufgaben im Orden hat, lassen sich die Ordenspriester nicht einfach in den Personalplan der Diözese pressen: „Da brauchen wir das Verständnis der Diözese“, so H. Johannes. Das Dekanat St. Johann am Wimberg reicht vom Böhmerwald bis zu Donau. Die Pfarren liegen in den politischen Bezirken Rohrbach und Urfahr-Umgebung. Das Gebiet ist land- und forstwirtschaftlich geprägt, viele Bewohner/innen pendeln aber täglich nach Linz. Im nördlichen Teil des Dekanats spielt auch der Tourismus eine Rolle.
„Was die Pastoral betrifft, bin ich ein alter Klassiker“, sagt Pfarrer Reinhard Bell, „Zeit für die Menschen zu haben und den Glauben froh zu leben – das ist mir als Seelsorger das Wichtigste.“
Pfarrer Bell versucht die Anforderungen, die die Leitung von drei Pfarren an ihn stellt, so zu organisieren, dass er nicht in der Bürokratie erstickt. „Gott sei Dank habe ich super Leute, die mir die Organisation abnehmen“, betont er und ist dankbar für die Mitarbeiter/innen, die Büro, Finanzen und vieles mehr schultern. Damit gewinnt er Zeit dafür, was für ihn das Um und Auf der Seelsorge ist: den Menschen – jungen wie alten – nahe sein zu können. Da gehört für ihn auch der Religionsunterricht dazu, derzeit im Ausmaß von zwei Vormittagen. Er geht gerne in die Schule, wo er die Erstkommunionklassen unterrichtet. Dass in St. Martin an die hundert Kinder ministrieren, freut ihn natürlich sehr. Rund die Hälfte der Erstkommunionkinder beginnt zu ministrieren. Aber auch der Kontakt zu den alten und kranken Menschen seiner Pfarre hat einen festen Platz in seinem Kalender, sodass beim Spenden der Krankenkommunion auch Zeit für das Gespräch bleibt.
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