Wort zum Sonntag
Ein Nikolaus, der voll ausgestattet mit Bischofsmütze, Mantel und Stab durch die schneebedeckte Landschaft radelt. Es ist ein eher ungewöhnliches Bild, das der Regauer Fotograf Alois Huemer vor einem Jahr von Nikolausdarsteller Florian Lang aufgenommen hat und das natürlich gleich die Neugierde weckt.
Ob er tatsächlich so unterwegs ist, wenn die Hausbesuche des Nikolaus anstehen? „Nein, das würde ich kaum schaffen, und selbst das Autofahren in voller Montur mit dem Rauschebart wäre zu gefährlich. Normalerweise ist meine Frau quasi mein Rentier, das mich mit dem Auto chauffiert und zu den Familien begleitet“, erzählt Florian Lang.
Dass er auf dem Rad sitzend abgebildet ist, hat dennoch einen guten Grund. Der Fotograf hatte ihn zuvor bei seinem Einsatz als Nikolo am Regauer Marktplatz beobachtet, wie er elegant runtersprang von der Kutsche, um an die Kinder kleine Nikolaussackerl austeilen zu können und ihnen vom heiligen Nikolaus zu erzählen.
Der Nikolaus am Fahrrad verweist also vor allem auf das Bewegungstalent von Florian Lang. Eigentlich wenig überraschend, wenn man hört, dass er neben Mathematik auch Sport an der Mittelschule der Franziskanerinnen von Vöcklabruck unterrichtet. Dort tritt er übrigens auch jedes Jahr für die ersten und zweiten Klassen als Nikolaus auf.
Seine „Nikolaus-Karriere“ verdankt er jedoch ursprünglich der Pfarrgemeinde Regau. Seit nunmehr zehn Jahren ist er ehrenamtlich als Nikolaus für die Pfarre unterwegs und Teil eines etwa acht Nikolos umfassenden Teams. „Mein Schwager hat mich damals gefragt, ob ich dieses Amt übernehmen möchte.“
Die ersten Jahre war Florian Lang als Nikolaus noch „nervös und aufgeregt“. Mit ein Grund, weshalb er sich anfangs ein strukturiertes Programm für die Nikoloauftritte zurechtgelegt hat. „Mittlerweile bin ich aber deutlich gelassener und gehe individuell auf die jeweilige Situation in den Häusern ein.“ Er begegnet den Kindern auf Augenhöhe und statt eines Sündenregisters hat er neben den Geschenken vor allem viel Lob für sie mit im Gepäck.
Wenn er von den Legenden des Nikolaus erzählt, nimmt er als Ausgangspunkte der Geschichten oft seinen Bischofsstab und die Mitra. Für die eingangs erwähnte Nikolausfeier am Marktplatz, die von der Gemeinde organisiert wird und wo er jedes Jahr auf einer Pferdekutsche einfährt, hat er sich noch einmal extra etwas Besonderes überlegt. „Gemeinsam mit meinen beiden Töchtern und einer Freundin von ihnen spielen wir die Kornwunder-Legende als kurzes Theaterstück nach. Dafür haben wir sogar ein eigenes Schiff gebastelt“, sagt Florian Lang.
Während er seinen Auftritt am Marktplatz bereits am 1. Dezember hatte, macht er die Hausbesuche exakt am Abend des 6. Dezembers. „Insgesamt sind wir in etwa 60 Häusern.“
Für jedes Haus und jede Wohnung nimmt er sich ordentlich Zeit, von einem Termin zum nächsten zu hetzen kommt nicht in Frage. Seine Auftritte sind keine Massenabfertigung. „Es sind immer schöne Familienfeiern, bei denen oft auch gesungen wird“, erzählt Florian Lang.
Die meisten Besuche sind eingeplant, manche kommen spontan hinzu und einen Fixpunkt gibt es jedes Jahr: „Ich gehe als Nikolaus auch immer zu meinem Opa, der inzwischen schon 95 Jahre alt ist, und bringe ihm einen Zirbenschnaps mit.“
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