Wort zum Sonntag
Die Spitzen der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich riefen am Freitag, 25. Februar 2022 um 15 Uhr zu einer überkonfessionellen Gedenkminute für den Frieden auf. Begleitend zum stillen Gebet für die Menschen in der Ukraine läuteten im ganzen Land die Kirchenglocken und der ORF unterbrach sein Programm.
Mit Stille, Friedensliedern, biblischen Texten und Gebeten gedachten etliche Gläubige um 15 Uhr im Linzer Mariendom der Leidenden und der Opfer des Krieges in der Ukraine und beteten um Frieden in der Welt.
Superintendent Gerold Lehner und Bischof Manfred Scheuer zeigten sich nach dem Gebet gleichermaßen betroffen von den Ereignissen in der Ukraine. Superintendent Lehner: „Das Schwierigste ist das Gefühl der Ohnmacht – wir leben in einer Welt, in der es für manche möglich ist, sich über alles hinwegzusetzen. Was sollen wir tun? Man betet wie Maria im Magnificat: Möge Gott die Tyrannen stürzen.“
Bischof Scheuer: „In den letzten Jahrzehnten gab es einen breiten Konsens in Europa, dass Krieg nicht Mittel der Politik sein darf, dass Gewalt keine Lösung ist, sondern nur die Spirale von Gewalt und Gegengewalt weiterdreht. Was in der Ukraine geschieht, ist ein fatales Ereignis, weil das Vertrauen in die Friedensordnung und in ein Miteinander der Völker nachhaltig gestört ist. Aus meiner Sicht sind die vielfältigen Verflechtungen von wirtschaftlichen Beziehungen, von nationalen und kulturellen Traditionen, von politischen Strategien und auch von kirchlichen Unterschieden – in der Ukraine ist der Konflikte zwischen Russland und Ukraine ja auch ein Konflikt der Orthodoxie – fragil; es ist wichtig, daran zu arbeiten. Entscheidend scheint mir: Was ist der Ausgangspunkt – sind es eigene Interessen, ist es ein Sicherheitsbedürfnis, ist es Macht? Oder ist es der Blick der Opfer, der Leidenden? Es ist wichtig, bei einem Krieg nicht von Siegesmeldungen auszugehen, sondern vom Blick der Opfer, der Vertriebenen – von denen, die die menschlichen, existentiellen Kosten zu tragen haben. Wie sich die Lage weiterentwickelt, ist noch nicht abzusehen. In jedem Fall ist unsere monetäre Hilfe gefragt. Gerade jetzt ist es Aufgabe der Diplomatie und der Politik, Konflikte auf gewaltloser Ebene zu regeln bzw. zu verhindern, dass die Situation noch weiter eskaliert. Es ist ein grausames Spiel, bei dem ich hoffe, dass die Opfer bei Gott geborgen sind.“
Sigried Spindlbeck ist Koordinatorin des Osthilfefonds der Diözese Linz und hat den Auftrag, Partnerdiözesen unter anderem in Weißrussland (Belarus), Rumänien, Bosnien-Herzegowina und Tschechien zu unterstützen. Auch sie blickt fassungslos in die Ukraine. „Gerade letzte Woche war ich für den Osthilfefonds und die Caritas in Weißrussland, um ProjektpartnerInnen zu treffen und Projekte zu besprechen. Da lag schon eine extreme Spannung in der Luft. Im Süden, an der Grenze zur Ukraine, in Gomel, war viel Militär unterwegs – die Menschen waren sehr verunsichert. Nun haben sie große Angst, wie es weitergeht – und auch davor, dass durch den Durchmarsch von Gomel nach Kiew der Sarkophag des Atomkraftwerks von Tschernobyl beschädigt werden könnte.“ Die Menschen in Weißrussland seien froh um jede Unterstützung, weiß Spindlbeck: „Unsere PartnerInnen in Weißrussland sind sehr dankbar, dass sie nicht vergessen werden. Im Gebet um Frieden sind wir hier in Österreich mit den Menschen vor Ort verbunden – auch sie versammeln sich in den Pfarrkirchen zum Gebet.“
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