Mira Stare ist promovierte Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Innsbruck und Pfarrkuratorin.
Das Warten hat ein Ende: Papst Leo XIV. hat Josef Grünwidl (62) zum neuen Erzbischof von Wien ernannt. Die Berufung des bisherigen Apostolischen Administrators der Erzdiözese Wien zum neuen Leiter der mit mehr als einer Million Katholiken zahlenmäßig größten Diözese Österreichs wurde vergangene Woche Freitagmittag im Pressebulletin des Vatikans mitgeteilt.
Damit Grünwidl sein neues Amt antreten kann, muss er erst zum Bischof geweiht werden. Das wird laut dem Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, voraussichtlich am 24. Jänner 2026 im Wiener Stephansdom sein und von Kardinal Christoph Schönborn, Grünwidls Amtsvorgänger, vollzogen werden. Gleichzeitig mit der Weihe findet Grünwidls offizielle Amtsübernahme als neuer Erzbischof statt.
In der Phase als Apostolischer Administrator der Erzdiözese Wien profilierte sich Grünwidl, der am 31. Jänner 1963 in Hollabrunn geboren wurde, als seelsorglich geerdeter Leiter, geschätzter Prediger und verständiger Gesprächspartner. Diözesanintern wurde sein zuhörender Führungsstil breit geschätzt. Von Medien auf kirchliche „heiße Eisen“ angesprochen, zeigte sich Grünwidl offen für Reformen. In aktuellen Interviews betonte er, der Zölibat sei für ihn persönlich eine bewusst gewählte Lebensform, aber „keine Glaubensfrage“ – und sollte daher für Priester nicht zwingend vorausgesetzt werden. Beim Thema Frauen in der Kirche ortete er „dringenden Klärungsbedarf“: Das Frauendiakonat sollte weiter diskutiert werden, auch eine Aufnahme von Frauen ins Kardinalskollegium wäre für ihn denkbar. Als Administrator nahm er drei Frauen ins diözesane Leitungsteam auf.
Die Zukunft der Kirche sieht Grünwidl jedoch nicht in Strukturfragen, sondern in der geistlichen Erneuerung. Die Seelsorge brauche nicht Funktionäre, sondern „Mystikerinnen und Mystiker“, so sein Credo. Wer kirchlich tätig sei, müsse zuerst das eigene geistliche Leben pflegen.
Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer zeigte sich über Grünwidls Ernennung erfreut: „Josef Grünwidl ist aus meiner Sicht eine gute Wahl. Ich bin sehr dankbar, dass er das Amt angenommen hat, ja, dass er sich dieses Amt antut. Er bringt Erfahrung in der Leitung und in der Seelsorge mit. Josef Grünwidl ist in der Lage, unterschiedliche kirchliche Stilrichtungen zusammenzuführen – eine Eigenschaft, die auch einen guten Musiker ausmacht.“ Scheuer freut sich auch „auf die weitere Zusammenarbeit in der Österreichischen Bischofskonferenz“ und begrüßte Grünwidl „herzlich als Metropolit der Wiener Kirchenprovinz, zu der auch die Diözese Linz gehört“.
Mira Stare ist promovierte Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Innsbruck und Pfarrkuratorin.
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