Wort zum Sonntag
Ja, daran besteht kein Zweifel. Dabei geht es nicht um biologische oder medizinische, sondern in erster Linie um theologische Gründe. Die Kirche bezeichnet und verehrt Maria als „Gottesmutter“. Das Konzil von Ephesus, eine feierliche Kirchenversammlung im Jahr 431, hat dies als den Glauben der Kirche definiert.
Den Hintergrund bildete die Frage, ob Jesus wahrer Gott und zugleich wahrer Mensch sein kann. Indem sie Maria als „Gottes-Mutter“ bezeichneten, sagten die damaligen Konzilsteilnehmer: Die Mutterschaft Mariens garantiert, dass Jesus wahrer Mensch ist. Dass er zugleich Gott ist, hat die frühe Kirche durch den Glauben an die jungfräuliche Empfängnis zum Ausdruck gebracht.
Wenn daher von der Jungfrauengeburt die Rede ist oder davon, dass Maria vor, während und nach der Geburt Jesu Jungfrau war und geblieben ist, dann geht es nicht um die Frage, wie die physiologische Unversehrtheit Mariens zu bestimmen ist. Aussageabsicht ist vielmehr, dass das ganze Leben Jesu vom Moment seiner Empfängnis an unter dem großen Geheimnis steht, dass hier Gott selbst auf wundersame, menschliches Verstehen übersteigende Weise wirkt. Und darum, dass Maria nach dem Glauben der Kirche auch nach der Geburt Jesu mit Josef, ihrem Mann, nicht intim geworden ist.
Um es auf den Punkt zu bringen: Durch den Glauben an die Jungfrauengeburt bringt die Kirche zum Ausdruck, dass Jesus wahrer Gott ist. Indem Maria als Gottesmutter bezeichnet wird, betont sie, dass Jesus auch wahrer Mensch ist.
Vor einigen Wochen hat im Linzer Mariendom eine Skulptur von Esther Strauß Aufsehen erregt. Sie stellt realistisch die gebärende Gottesmutter dar. Über den künstlerischen Aspekt der Skulptur kann man diskutieren, ebenso darüber, ob es angemessen ist, einen so intimen Moment wie eine Geburt auf diese Weise öffentlich zu präsentieren. Blasphemisch oder die Würde der Gottesmutter verletzend ist die Darstellung jedoch nicht.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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