Wort zum Sonntag
„Spaßvogel Gottes“ wird Philipp Neri oft genannt, man hat ihn auch – etwas geschraubt – mit dem Begriff „Mystiker im Narrenkleid“ charakterisiert. Wegen dieser Bezeichnungen meint man jedenfalls, dass das Nachdenken über diesen seltsamen Heiligen in die Faschingszeit passt. Aber er sprengt jeden Versuch, ihn in eine bestimmte Kategorie einordnen zu wollen.
Im Alter von 17 Jahren verlässt Philipp Neri seine Heimatstadt Florenz und zieht 1532 nach Rom. Er findet dort einen Job als Hauslehrer und ein ärmliches Zimmer und beginnt mit dem Theologiestudium. Aber bald darauf entdeckt er seine echte Berufung: Er wird ein frommer Stadtstreicher. Er schläft in Kirchen, betet viel, lebt äußerst einfach von Brot und Oliven, oft ein wenig Wein zum Wasser.
Philipp beginnt seine Wallfahrten zu den sieben Hauptkirchen Roms. Er belebt damit privat eine alte Tradition wieder, an der später hunderte Menschen mit ihm gemeinsam teilnehmen. Er verschwindet manchmal tagelang in den Katakomben Roms zum Beten. In der Katakombe San Sebastiano macht er zu Pfingsten 1544 auch eine besondere Gotteserfahrung. Er spürt Gott mit solcher Leidenschaft, dass es ihm – im tatsächlichen Wortsinn – die Brust zerreißt.
Wie eine Beule steht künftig Philipps Herz aus der Brust hervor und man sieht seinen Herzschlag, besonders dann, wenn er sich ins Gebet vertieft und in Ekstase gerät. All das ist ihm überaus peinlich, aber er kann es nicht verbergen. Nach seinem Tod findet man bei der Obduktion das Herz überdimensional erweitert und zwei Rippen bleibend aus der Verankerung der Knorpel gerissen.
Philipp Neri ist aber nicht nur der betende Charismatiker. Er hat einen ausgesprochen praktischen Sinn. Er nimmt sich um die Beherbergung armer und kranker Rompilger:innen an und arbeitet regelmäßig in Krankenhospizen.
Philipps bleibendes Verdienst liegt aber darin Menschen für ein gläubiges Leben begeistern zu können. Er trifft sich mit Gefährt:innen in seiner Kammer, später in einem etwas größeren Raum daneben, Oratorium („Gebetsraum“) genannt, zum Gebet, zum Singen sowie zu Lesungen aus der Heiligen Schrift und zum Gespräch darüber. Berühmt ist Philipp auch wegen seiner Picknicks: Er packt Wein und Proviant zusammen und wandert mit Scharen von Menschen ins Grüne, um dort zu singen, zu beten und fröhlich zu sein. Hoch geachtet stirbt er 1595 und wird „Apostel Roms“ genannt.
Zum Foto: Die Seminaristen des Linzer Priesterseminars haben in der Vorwoche mit ihrem Regens Michael Münzner Rom besucht. Auf ihren Touren durch die Stadt machten sie auch in der Chiesa Nuova Halt, wo sich in einer Kapelle (im Bild) das Grab und ein Bildnis des heiligen Philipp Neri befinden.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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