Wort zum Sonntag
Das Öffnen des Linzer Mariendoms gehört zu ihren Aufgaben als eine von drei Dommesner:innen. Der Arbeitstag der 61-Jährigen beginnt aber schon vor dem Aufsperren: Das Weihwasser des Vortags ist gegen frisches zu tauschen, bei den Opferlichtern braucht es Nachschub, die Gläser der ausgebrannten Kerzen sind abzuräumen, ein Kontrollgang durch Österreichs größtes Gotteshaus zu machen und am Vortag vergessene Gegenstände einzusammeln. Auch wenn der Dom von einer Reinigungsfirma geputzt wird, gilt es laufend auf Sauberkeit zu achten.
Romana Auberger war bis zu ihrer Pensionierung im Kranken- und Altenpflegedienst sowie als Krankenhausseelsorgerin tätig. Ehrenamtlich hat sie bereits als Mesnerin in Pfarrkirchen ihrer verschiedenen Wohnorte gewirkt. „Mir waren die Aufgaben also grundsätzlich nicht fremd – auch wenn beim Dom natürlich sehr vieles dazukommt“, sagt sie.
Nach der Pensionierung hat die Linzerin nach einer neuen Aufgabe gesucht und in der Zeitung die Stellenanzeige der Dompfarre gefunden. Seit Mai arbeitet sie nun hier. „Da ich in Linz-Kleinmünchen aufgewachsen bin, ist mir der Dom bereits sehr früh ans Herz gewachsen.“
Romana Aubergers liebster Platz ist die Altarinsel in der Mitte, wo sich Längs- und Querschiff treffen. „Da kann man fast alles sehen und den ganzen Raum auf sich wirken lassen“, sagt sie. Gelegenheit dazu hat die Mesnerin immer wieder während ihrer Rundgänge: Opferkerzen sind mindestens dreimal am Tag nachzufüllen und verschiedene Gottesdienste vorzubereiten, die Kelchwäsche (Textilien am Altar) ist zu bügeln und der eine oder andere Tourist bittet um Auskunft. Dazu hat sich Auberger Wissen aus den Broschüren, die im Dom aufliegen, angeeignet.
Zu den bekannten Kunstwerken im Dom gehört die Wurmstraßen-Madonna. Gelegentlich geht einer der Alarme im abgesperrten Bereich vor der Marien-Statue los, dann gilt es nach dem Rechten zu sehen. Die Krypta wird etwas später am Tag aufgesperrt, auch das ist Aufgabe der Mesner:innen.
„Wie die vielen Besucher staune auch ich über die Atmosphäre, die der Dom ausstrahlt“, sagt Romana Auberger. Sie kümmert sich in ihrem Dienst um Schaukästen und Schriftenstände – und damit um das Aufliegen der Kirchenzeitung im Dom.
„Am Freitag um 17 Uhr singt eine Gruppe die Vesper, das ist sehr schön. Die Domkapitulare feiern gemeinsam die Laudes am Samstag um acht Uhr. Sie haben dabei die Domherrengewänder an, die wir Mesner vorher herrichten.“
Unter der Woche ist täglich eine Eucharistiefeier im Dom, aber am Sonntag sind es alleine am Vormittag drei. „Da kommt es auf die gute Vorbereitung an, damit für jeden dieser Gottesdienste alles bereit ist – Bücher, Kelch und Hostienschale, die Kännchen und die liturgische Kleidung“, berichtet Romana Auberger.
Die Mesner:innen stellen die Gesangbuchwagen mit den Gotteslob-Ausgaben bereit, zünden die Altarkerzen an, läuten acht Minuten vor Gottesdienstbeginn die Glocken, organisieren die Anzeige der Liednummern und sammeln die Kollekte ein.
Romana Auberger versieht ihren Dienst abwechselnd mit zwei Kolleg:innen. Bei ganz großen Festgottesdiensten mit dem Bischof sind zwei Mesner:innen gleichzeitig im Dienst und neben der Domsakristei ist zusätzlich die Bischofssakristei gegenüber in Verwendung.
Zur Ruhe kommt Romana Auberger am Sonntag erst zum Schluss: Da nimmt sie an der Abendmesse teil, wenn die Arbeit des Tages weitgehend getan ist. „Wenn ich im Gottesdienst sitze, fallen mir Details im Dom auf, zum Beispiel, wie schön die Beleuchtung ist.“
Nach der letzten Messe schließt sie den Dom ab und kontrolliert nach, ob sich noch jemand in der Kirche befindet. Im Sommer, wenn es draußen hell ist, sei es gar nicht so einfach, die Besucher:innen zum Verlassen der Kirche zu bewegen, erzählt die Mesnerin. „Ich gehe da behutsam vor. Ist jemand nur den einen Tag in Linz und erst kurz vor Schluss in den Dom gehuscht, bekommt er von mir ein paar Extra-Minuten.“
„Jetzt, da der Advent beginnt, ist der Dom am Abend länger geöffnet. Und bei den Rorate-Gottesdiensten startet der Mesnerdienst früher: Um 6:15 Uhr muss alles bereit sein. Derzeit empfindet Auberger die Temperatur im Dom als angenehm. Denn das Bauwerk reagiert verzögert auf die Jahreszeiten. „Im Mai, als ich meinen Dienst angetreten habe, war es im Dom noch sehr kalt.“
Doch beim Kirchenjahr verzögert sich nichts: Mit dem Advent hat die Domkrippe wieder geöffnet – auch wenn die meisten Figuren bis zu ihrem großen Einsatz zu Weihnachten im Depot warten. Dann, zu den großen Feiertagen, wird es für Romana Auberger und ihre Kolleg:innen besonders viel zu tun geben.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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