Wort zum Sonntag
Dann wird dem Menschen von Gott Lebens-atem eingehaucht. Das hebräische Wort „ruach“ ist dasselbe für „Geist“ wie für „Lebensatem“: Der Mensch empfängt den Geist Gottes, der ihn lebendig macht – in umfassendem Sinn. Diese Lebendigkeit bedeutet nicht nur körperliches Existieren, sondern darüber hinaus Bewusstsein, Verstand, Beziehungsfähigkeit, Verantwortung und mehr. Der Mensch ist berufen, sein Leben in der Kraft des Geistes zu leben.
Mit Gott Vater und Jesus Christus bildet der Heilige Geist die Göttliche Dreifaltigkeit. Es ist EIN Gott, der sich in diesen drei Personen offenbart. Wir erkennen einen Unterschied in der Art, wie diese drei Personen auf verschiedene Weise wirken. Dies entspricht der inneren Wirklichkeit Gottes. Es gibt nur einen Gott, dieser Gott ist in sich Vielfalt.
Der Apostel Paulus identifiziert ihn als denjenigen, der Glauben überhaupt erst ermöglicht. Nur wer im Heiligen Geist lebt, wer von ihm beschenkt ist, kann sagen: „Jesus ist der Herr!“ Und im Heiligen Geist können wir zu Gott vertrauensvoll „Vater“ sagen. Paulus sieht das Wirken des Heiligen Geistes auch in ganz praktischen Dingen. Der Heilige Geist ist nicht nur da, wenn jemand gläubig und fromm ist, sondern er wirkt im Alltag. Jede Begabung eines Menschen ist eine Gabe des Heiligen Geistes. Und: Alles soll zum Aufbau des Reiches Gottes beitragen.
Ebenso wird in Haltungen Heiliger Geist erkennbar: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, ist Barmherzigkeit, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit.“ Diese geistigen Kräfte eines Menschen sind auf das Gute hin orientiert. Heute kann man den Heiligen Geist in – aktuell formulierten – Werken der Barmherzigkeit finden, z. B.: Ich nehme dich an. / Ich höre dir zu. / Ich begleite dich. / Ich teile mit dir. / Ich freue mich mit dir. / Ich rede gut über andere. / Ich bete für dich.
Heilige sind Menschen mit einer besonderen Nahebeziehung zu Gott, die sich auf Mitmenschen auswirkt. In ihnen wird das Wirken des Heiligen Geistes erfahrbar. Heilige sind keine Perfektionisten. Sie haben Fehler und Schwächen. Sie bemühen sich aber darum, immer wieder neu auf Gott zu schauen, umzukehren, sich zu überwinden – und Gutes zu tun. Diese Heiligkeit ist dynamisch. Einerseits ist man schon heilig, andererseits soll man es werden, wie Paulus an die Römer schreibt. Heute sind wir zur Heiligkeit berufen: zu einem Leben nach dem Willen Gottes, in Gemeinschaft mit Jesus Christus, geführt vom Heiligen Geist. Mit jedem Kreuzzeichen „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ bestätigen wir diesen Lebensplan.
Hast du schon einmal etwas gegeben, ohne Dank, ohne Anerkennung, sogar ohne das Gefühl einer inneren Befriedigung? Warst du schon einmal gut zu einem Menschen, von dem kein Echo der Dankbarkeit und des Verständnisses zurückkommt, wo du nicht einmal durch das Gefühl belohnt wurdest, „selbstlos“ oder „anständig“ gewesen zu sein? Hast du schon einmal versucht zu lieben, wo keine Welle einer Begeisterung dich trägt, wo alles unbegreifbar und sinnlos erscheint? Hast du dich schon einmal zu etwas entschieden, rein aus dem inneren Spruch deines Gewissens heraus? Du kannst es niemandem sagen, niemandem klarmachen; du weißt, dass du eine Entscheidung fällst, die niemand dir abnimmt, die du für immer zu verantworten hast. Dann hast du eine Erfahrung des Heiligen Geistes gemacht. (nach Karl Rahner)
Woran wir glauben – Teil 3
Vertrauen ins Leben hat gute Gründe. Doch welche? Die Serie macht in zwölf Teilen Aspekte des christlichen Glaubens greifbar: den Ursprung des Lebens, Quellen des Vertrauens, Beziehungspflege mit Gott, die Welt verbessern.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>