Wort zum Sonntag
Für etwas Schönes hat man gern Zeit. Wenn es aufbaut, ermutigt oder tröstet, wenn ein Gedanke oder ein Lied nachklingt, dann spürt man: Es ist gut, da zu sein. Liturgie ist eine öffentliche Versammlung. In der Liturgie wendet sich die Kirche Gott zu. Sie hört auf ihn und spricht zu ihm. Gemeinsam feiert man die Heilsgeschichte.
Dabei begleiten einige Grundgedanken (fast) jede Liturgie:
- Die Schöpfung ist die Grundlage unseres Lebens. Sie ist Werk Gottes. In jeder Liturgie wird daran dankbar erinnert durch Gebete und durch Symbole.
- Gottes Werk ist in seinem Handeln in der Geschichte zu erkennen.
- Jesus steht im Zentrum der Liturgie, die Feiernden sind mit ihm und durch ihn miteinander verbunden. Liturgie nimmt Bezug auf seine Worte und vergegenwärtigt etwas von seinem Wirken.
- In diesem Sinn ist er präsent und gegenwärtig mitten unter den Feiernden. Ohne ihn wären sie gar nicht hier. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18,20)
- Der Heilige Geist bereitet die Gläubigen auf eine liturgische Feier vor. Er öffnet sie für das Wort Gottes und erinnert an die Taten Gottes. Er schenkt den Feiernden wohlwollende Achtsamkeit füreinander. Das wird erlebbar, wenn man in einer offenen, aufmerksamen, liebevollen Haltung da ist.
Die Gläubigen wirken auf unterschiedliche Weise mit. Sie verwirklichen dabei ihre priesterliche Berufung, Segen zu sein und Segen weiterzugeben. Darin gibt es verschiedene Dienste, Aufgaben und Funktionen. Alle sind aufgerufen, innerlich dabei zu sein im Zuhören und Mitvollziehen des liturgischen Geschehens sowie äußerlich mitzutun im Singen und Beten, mit Gesten und mit Haltungen.
Die Anwesenden sind nicht nur für sich selber da. Sie sind gleichsam Stellvertreter für alle Abwesenden, besonders für jene, an die sie denken, die sie ins Gebet einschließen. Sie sind da für andere – auch in der Liturgie. Ein unmittelbares Dabeisein ist wesentlich. Dennoch ist eine Teilnahme über Medien (Internet, TV, Radio) eine sinnvolle Form des Mitfeierns, wenn eine Anwesenheit nicht möglich ist.
Es gibt viele unterschiedliche liturgische Feiern, Zeiten, Orte. Alles dient der Verbindung der Menschen mit Gott. Man kann aufzählen: Sakramente, Sakramentalien (vor allem Segens- und Begräbnisfeiern), Wortgottesdienste, Andachten, Prozessionen, gemeinsame Gebetsformen (z. B. Rosenkranz, Stundengebet).
Das Kirchenjahr ist für viele – auch für Nicht-Gläubige – wichtig, weil es zu unserer Kultur gehört: besonders Advent, Weihnachten und Ostern. Sogar die Fastenzeit wird wieder mehr beachtet. Doch zeigt sich hier zugleich eine Herausforderung, wenn nämlich viele Zeitgenossen nicht verstehen, dass es sich um christliche Feste handelt – und was sie eigentlich bedeuten.
Liturgie soll die Menschen mit allen Sinnen ansprechen. Es gibt Zeichen, Symbole, Handlungen, Worte, Musik, Gesang, Bilder, die dies unterstützen. All dies will das Unsichtbare ansatzweise sichtbar, die Nähe Gottes erahnbar machen. Grundsätzlich kann man überall Liturgie feiern. Dennoch gibt es besondere Orte, die man Gotteshäuser nennt, weil Gott „seinen Namen dort wohnen lässt“ (Esra 6,12). Dass Liturgie vielfältig ist, zeigt sich auch in den unterschiedlichen liturgischen Haltungen: Stehen, Sitzen, Knien, Gehen, Tanzen, verschiedene Haltungen der Hände usw.
Woran wir glauben – Teil 8
Vertrauen ins Leben hat gute Gründe. Doch welche? Die Serie macht in zwölf Teilen Aspekte des christlichen Glaubens greifbar: den Ursprung des Lebens, Quellen des Vertrauens, Beziehungspflege mit Gott, die Welt verbessern.
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