Wort zum Sonntag
Fast täglich stößt mir etwas zu, meistens etwas Unerwartetes und Erfreuliches, manchmal auch Lähmendes und Erschreckendes. Ich spüre dabei die Freude am Leben und stoße manchmal auch an meine Grenzen. Viele Menschen richten in solchen Situationen ein Stoßgebet an Gott. Sie sagen einfach Danke oder richten einen Hilferuf zum Himmel. Die Kultur der kleinen Gebete zwischendurch hilft, Erfahrungen des Alltags mit unserem christlichen Glauben zu verbinden und bewusster, dankbarer und aufmerksamer zu leben.
Grüß Gott – Gott segne dich! „Grüß Gott“ heißt zunächst „Es grüße dich Gott!“ Das Mittelhochdeutsche „grüezen“ beinhaltet auch die Bedeutung „Es segne dich Gott!“ Diese doppelte Richtung motiviert mich, vertraute und auch fremde Menschen mit „Grüß Gott“ anzusprechen und den Gruß als Gebet auf der Straße zu nützen. Ich verwende ihn ganz bewusst, bitte damit um Segen für diese und jene Person und werde durch sie auch an die Gegenwart Gottes in der Welt erinnert. Das Bewusstsein, dass Gott in diesem Menschen gegenwärtig ist, macht mich ehrfürchtig und aufmerksam. Mir wird bei diesem Segensgruß auch klar, dass jede Unfreundlichkeit, Entwürdigung und Missachtung meines Gegenübers auch eine Missachtung Gottes darstellen. Wie würde sich die Welt verändern, wenn wir Menschen mehr daran glaubten, dass wir Gottes Ebenbild sind?
Vergelt’s Gott – Danke! Der umgangssprachliche Ausdruck „Vergelt’s Gott“ hat viele Verbindungen zum Wort „Danke“ und doch einen großen Unterschied. Ich betone damit, dass nicht nur ich danken möchte, sondern dass mein Dank von einer höheren Stelle bestärkt und vervielfacht wird: Gott möge dir deine Güte vergelten! Gott möge dich dafür reich belohnen. Ich sage „Vergelt’s Gott“ im Wissen, dass Gottes Lohn länger anhält und größere Früchte bringt, als es meine eigene Dankbarkeit vermag.
Pfiat di – Behüte dich Gott! In Tirol verabschieden sich manche Leute mit „Pfiat di“. Dieses Dialektwort hat sich im Laufe der Jahrhunderte aus „bhiat di = behüt dich Gott“ entwickelt. Der Gruß ist ein Segenswunsch und drückt das Vertrauen aus, dass wir nicht hilflos auf den Straßen des Lebens umherirren und blind jeder Gefahr ausgeliefert sind. Es ist für Eltern beruhigend, wenn sie ihre Kinder von höchster Stelle behütet wissen.
Mit der Bibel beten
Teil 4 von 4
Franz Troyer
dekan in lienz/osttirol, Leiter der bibelpastoral der diözese innsbruck, autor des Buches „beten verwandelt“
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>