Wort zum Sonntag
Mit vier Jahren kommt die ungarische Königstochter Elisabeth 1211 auf die Wartburg nach Thüringen. Da der älteste Sohn des Landgrafen überraschend stirbt, geht die Brautwerbung einfach auf den zweitältesten über. Elisabeth wird mit dem zehnjährigen Ludwig verlobt, 1221 wird geheiratet. Die beiden sind ein Traumpaar: glücklich und reich. Die Wartburg zählt damals zu den prächtigsten Fürstenhöfen Deutschlands. Elisabeth fehlt es an nichts und sie führt mit ihrem Mann ein standesgemäßes Leben, was aber nicht ausschließt, dass sie beide auch konsequent religiös leben. Während sich Elisabeths Ehemann den strengen und krankhaften Konrad von Marburg zum Beichtvater wählt, nimmt sich Elisabeth vorerst einen Bruder aus dem gerade entstehenden Franziskanerorden zum geistlichen Berater. Sie fühlt sich zur Spiritualiät der Franziskaner hingezogen. Vermutlich weiß sie sich durch die Christusfrömmigkeit, die sie intensiv von Kindheit an lebt, mit Franz von Assisi innerlich zutiefst verbunden. Auch die europaweit moderne Kultur der Armut zieht Elisabeth in ihren Bann. Kaum – im Alter von sechzehn Jahren – zur Landgräfin geworden, versteht es Elisabeth, anzupacken. Sie gründet unterhalb der Wartburg ein Hospiz für Aussätzige und gemeinsam mit ihrem Mann ein weiteres in Gotha. Als Konrad, der inzwischen auch Elisabeths geistlicher Führer geworden war, verlangte, dass am Hof nur Speisen auf die Tisch kommen, die nicht aus der Ausbeutung der Armen stammen, griff der sonst tolerante Landgraf ein. Er spürte den gesellschaftspolitischen Sprengstoff, der in dieser Forderung lag. Nach sechsjähriger Ehe starb Landgraf Ludwig IV. auf einem Kreuzzug, der Schwager Elisabeths riss die Herrschaft an sich und schließlich wurde die Witwe Elisabeth mit ihren drei Kindern von der Wartburg vertrieben.
Nach heftigen Streitigkeiten um die Zukunft Elisabeths – es soll sogar Kaiser Friedrich um ihre Hand angehalten haben – gründet sie mit dem Erbe, das ihr Konrad erstreiten konnte, ein Hospital vor den Toren von Marburg. Trotz der Beziehung zu Konrad, die man nur als Missbrauchsverhältnis beschreiben kann, entwickelt Elisabeths Einsatz für die Armen eine ungeahnte Strahlkraft. Ihr Engagement ist aber alles andere als ein Vorbild an strukturierter Hilfe. So verschenkt sie an einem „Tag der Armen“ einmal ein Viertel ihres Vermögens. Nach nur drei Jahren stirbt Elisabeth 1231 26-jährig – entkräftet von extremer Askese und aufopfernder Fürsorge. Ihr Hospital wird bald nach ihrem Tod geschlossen. Doch die offizielle Heiligsprechung, vier Jahre nach ihrem Sterben, stellt lediglich fest, was sie für das Volk bereits war: eine Heilige. Vor allem durch Ordensgründungen und als Inspiration für die Caritas lebt der Geist der heiligen Elisabeth bis in die Gegenwart weiter. Ihr Vermächtnis ist bleibend aktuell, auch wenn sie als Caritas-Direktorin oder Führungskraft in einem Spital der Elisabethinen nicht geeignet wäre, wie der Bischof von Erfurt, dessen Diözesanpatronin die heilige Elisabeth ist, einmal mit einem Augenzwinkern angemerkt hat.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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