Wort zum Sonntag
Die biblischen Lesungen stellen dabei in unterschiedlichen Perspektiven Christus, den Pantokrator, den Allherrscher und Weltenherrscher vor. Ikonen geben davon Zeugnis.
Adolf Tragwöger, der Rektor des Bildungshauses Schloss Puchberg und Bischofsvikar für Orden, „schreibt“ seit vielen Jahren selbst Ikonen und beschäfigt sich mit deren Spiritualität.
Anhand der Pantokrator (Allherrscher)-Ikone (siehe oben), die er nach einem Original angefertigt hat, das in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts für ein Kloster in Russland „geschrieben“ wurde und sich nun in einer Moskauer Galerie befindet, erklärt er das Pantokrator-Motiv. Es geht auf eine 1500 Jahre alte Bildtradition zurück und hat eine dominiernde Vorstellung geprägt, wie Jesus aussieht: gescheiteltes Haar und kurzer Bart, bekleidet mit Untergewand und Mantel, durchdringender Blick. Die Finger der rechten Hand lassen an die Segensgeste denken. Während die Buchstaben links und rechts oben die Abkürzung für Jesus Christus sind, weisen die Buchstaben im Heiligenschein ihn als „den Seienden“ aus. Der Begriff schlägt eine Brücke zu den Ich-bin-Worten Jesu, wie sie sich im Johannesevangelium finden.
Das Evangelienbuch in der anderen Hand ist bei manchen Pantokrator-Darstellungen aufgeschlagen und dort sind Ich-bin-Worte zu lesen wie zum Beispiel: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Die Ikone will ein sichtbares Zeichen der unsichtbaren Gegenwart Gottes sein und geht über den Maler und die Betrachtenden hinaus, betont Trawöger. Wichtig ist auch die Verbindung von Wort und Bild: Die Evangelien, die Texte der Liturgie und das Betrachten der Ikonen gehören in der Orthodoxie zusammen.
Die Pantokrator-Ikone zeigt Christus als „Allherrscher“, als „Weltenherrscher“. Bischofsvikar Adolf Trawöger hat diese Ikone „geschrieben“. Pantokrator-Ikonen betonen die Gottgleichheit Christi, seine Segensmacht und Lehrautorität und zeigen ihn gleichzeitig einfach gekleidet, nicht in königlichem oder priesterlichem Gewand, als Jesus von Nazaret. Interessant ist, dass der Fluchtpunkt des Bildes bei den Betrachtenden liegt und die dargestellte Person auf sie zukommt. Trawöger erklärt: „Daraus entsteht eine Offenheit. Diese Offenheit erinnert uns daran, dass Gott auf den Menschen zukommt.“
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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