Seit 1. Juli ist Kroatien in der Europäischen Union. Vor dem Neuen Rathaus in Linz richten daher die kroatischen Vereine am Samstag, 6. Juli, ab 11 Uhr ein großes Fest aus – und laden alle ein zum Mitfeiern.
Es gibt Gottesdienste in Oberösterreich, bei denen die Zahl der Gläubigen steigt – auch unter jungen Menschen. Warum, kann sich P. Josip Tretnjak selbst nicht erklären. Aber bei den kroatischsprachigen Gottesdiensten ist es so. Rund 20.000 kroatischstämmige Oberösterreicher/innen gibt es. Zu zweit sind P. Josip und sein Mitbruder P. Antun für sie als Seelsorger zuständig. Sie sind viel unterwegs, denn rund 4000 wollen einen Gottesdienst in ihrer Muttersprache besuchen. Viele kommen auch in ihre Wohnpfarren. Leider, betont P. Josip, haben die Deutschsprachigen wenig Interesse, einen kroatischen Gottesdienst mitzufeiern. So sind die Kroaten eher unter sich – doch sie werden immer mehr. Das ist auch am Sonntag der Völker im September meistens so. Die Chancen der Begegnung werden nicht wirklich genutzt, bedauert der Seelsorger.
Sechs kroatische Vereine in Oberösterreich
Viele Kroaten leben seit der ersten Zuwanderungswelle in den Sechzigerjahren hier, erklärt der Vorsitzende der Kroatischen Gemeinschaft in Oberösterreich, Mag. Mato Simunovic. Im Zuge des Balkankrieges kamen viele hinzu, vor allem die Vertriebenen aus Bosnien-Herzegowina. Rund 12.000 sind inzwischen zu österreichischen Staatsbürger/innen geworden. In sechs großen Vereinen in den einzelnen Regionen Oberösterreichs pflegen die Kroaten vor allem ihr kulturelles Erbe. Sie haben, so der ausgebildete Germanist Simunovic, eine sehr positive Einstellung zu Österreich, auch schon aus der Zeit der Monarchie. Vieles, was ihnen als „Ausländer“ schwerer möglich ist, versuchen sie durch Fleiß wettzumachen.
Kroatenseelsorger bieten Religionsunterricht an
Fleißig müssen die beiden Kroatenseelsorger sein, denn neben den Gottesdiensten in den zehn Orten im ganzen Land bieten sie auch Religionsunterricht an – und rund 500 Kinder nehmen jede Woche daran teil, zusätzlich zum Religionsunterricht in der Schule. Die Vorbereitung auf die Erstkommunion dauert bei den kroatischen Katholiken ein ganzes Jahr, jene auf die Firmung sogar zwei Jahre. Erst vor zwei Wochen war Firmung in Linz. 133 Firmlinge waren es heuer. „Weil ich die Jugendlichen wirklich selber kenne und sie mich persönlich erleben, kommen sie auch“, weiß P. Josip um die Stärke der kroatischen Seelsorge. Besonders intensiv ist die Zeit um Weihnachten. Da brauchen die beiden Seelsorger Verstärkung. Acht Priester sind zwei Wochen lang jeden Abend im Beichtstuhl. Und nach Weihnachten stehen die Haussegnungen an. Über mehrere Monate hin kommen die Seelsorger in weit über 1000 Wohnungen. Das schafft Verbindung.
Kroatien ist seit 1. Juli in der EU
Seit 1. Juli ist Kroatien Mitglied der Europäischen Union. Simunovic erhofft sich Erleichterungen – für die Kroaten hier wie auch in Kroatien selbst – und er hofft, dass es zu keinen stärkeren Abwanderungen aus Kroatien kommt.
Fest beim Rathaus
Ein Volksfest soll es werden – und zwar ein gemeinsames Volksfest von Österreicher/innen und Kroat/innen. Das wünscht sich Mato Simunovic, wenn am 6. Juli auf den Linzer Rathausplatz (Neues Rathaus) eingeladen wird. Viel Folklore und kroatische Kulinarik sorgen für entsprechende Stimmung.
Kroatischsprachige Gottesdienste in OÖ
Die beiden Franziskanerpatres Josip Tretnjak und Antun Hajmiler sind von Linz aus für die Kroaten-Seelsorge zuständig. In ganz Österreich sind es 13 Priester und zwei Pastoralassistenten. Gottesdienste in kroatischer Sprache werden in Oberösterreich an zehn Orten gefeiert:
Am Sonn- und Feiertagen: Linz-Kleinmünchen (11 Uhr), Wels-St. Stephan (13 Uhr), Steyr-St. Michael (17 Uhr), Stift Kremsmünster (15 Uhr), Stadtpfarre Vöcklabruck (17 Uhr); Micheldorf (1. So. i. Mo., 15 Uhr). Am Samstag: Stadtpfarre Bad Ischl (17.45 Uhr), St. Martin/I. (17 Uhr), Kapuzinerkirche Braunau (1. Sa. im Monat, 14 Uhr), Altmünster (2. Sa. i. Monat, 16 Uhr).
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