Am Samstag, 13. Mai, jährt es sich zum 100. Mal, dass die Gottesmutter im portugiesischen Fatima drei Hirtenkindern erschienen sein soll. Aus diesem Grund wird Papst Franziskus Portugal besuchen und zwei der drei einstigen Hirtenkinder heiligsprechen.
Ausgabe: 19/2017
09.05.2017
Kurz war das Leben der Geschwister Francisco (1908 bis 1919) und Jacinta Marto (1910 bis 1920): Beide starben als Zehnjährige, während ihre Cousine Lucia dos Santos (1907 bis 2005) ein hohes Alter erreichte. Die Geschwister Marto werden nun vom Papst heiliggesprochen werden, für Lucia läuft ein Seligsprechungsverfahren. Für immer verknüpft wurde das Leben der drei am 13. Mai 1917, als ihnen nach dem Rosenkranzgebet die Gottesmutter erschienen sein soll. Die Erscheinung wiederholte sich mehrmals und am 13. Oktober 1917 sollen mehrere zehntausend Menschen ein Sonnenwunder in Fatima erlebt haben. Lucia dos Santos, die später Ordensfrau wurde, soll Maria noch drei Mal erschienen sein.
Hilfe
Die Erscheinungen wurden kirchlich anerkannt, sind aber Privatoffenbarungen. Der Katechismus sagt, dass diese nicht zum eigentlichen Glaubensgut gehören. Entsprechend dem Schreiben „Verbum Domini“ von Benedikt XVI. sind sie als Hilfe zu sehen, um den Glauben zu verstehen. Beim Selig- und Heiligsprechungsprozess hatten die Marienerscheinungen keine große Rolle gespielt, sondern vielmehr das mustergültige Verhalten der Kinder.
Hintergründe
Interessant sind die politischen Zusammenhänge rund um Fatima: Die Erscheinungen ereigneten sich in einer antiklerikal-kirchenfeindlichen Phase Portugals. Das erste der drei Geheimnisse (siehe rechts) soll den Zweiten Weltkrieg vorausgesagt und das zweite die Weihe Russlands an Maria verlangt haben. Das ist insofern spannend, als 1917 auch das Jahr der Oktober-Revolution war, die zur Errichtung der kommunistischen Herrschaft in Russland und dann in anderen Ländern führte. Heute ist Fatima einer der größten Wallfahrtsorte der Welt. Die Botschaft aus der Stadt in Portugal wird in Österreich unter anderem vom Rosenkranz-Sühnekreuzzug (Gebetsgemeinschaft für Kirche und Welt) lebendig gehalten, der heuer mit Veranstaltungen in allen Diözesen Österreichs sein 70-Jahr-Jubiläum feiert. Am 13. Mai findet nach einer Lichterprozession um 18:15 Uhr ein Festgottesdienst im Stephansdom in Wien statt. Die österreichischen Bischöfe werden zudem am 13. Juni in Mariazell eine Messe feiern. «
Zur Sache
Drei „Geheimnisse“
Die Botschaft von Fatima besteht aus drei Teilen. Das erste Geheimnis enthält die Vorhersage eines weiteren Krieges nach dem Ersten Weltkrieg. Das zweite besteht darin, dass Russland sich nach der Revolution wieder dem Christentum zuwenden werde. Den dritten Teil schrieb Lucia dos Santos 1944 nieder. Das Dokument wurde versiegelt in den Vatikan gebracht. Als es 2000 veröffentlicht wurde, wurde der darin vorkommende, von Kugeln getroffene in Weiß gekleidete Bischof allgemein als Johannes Paul II. identifiziert. Er selbst dürfte das Attentat auf ihn 1981 in diesem Sinne verstanden haben. Für Kardinal Ratzinger war der Bußaufruf das Zentrum des Geheimnisses.