Seit vergangenem März erinnert ein Kunstprojekt in St. Georgen an der Gusen an die Todesopfer im Konzentrationslager. Ende November wurde der letzte künstlerische Schritt umgesetzt – ein verspiegelter Steg.
In der Spiegelplatte des Stegs spiegeln sich die vorüberziehenden Wolken. Eingelassen in die hölzerne Terrasse vor der Pfarrkirche St. Georgen weist der Steg in die Richtung, in der sich die zwei ehemaligen Konzentrationslager Gusen und die Stollenanlage „Bergkristall“ befanden. 40.000 Menschen wurden während des Zweiten Weltkrieges hier ermordet, darunter der Priester Johann Gruber.
Zum Gedenken an Johann Gruber
Das Kunstprojekt wurde vom Verein „Plattform Johann Gruber“ initiiert und unter reger Beteiligung der Bevölkerung seit März umgesetzt. Die „Passage gegen das Vergessen“ von der Berliner Künstlerin Renate Herter wurde in fünf Etappen umgesetzt: Der Kirchenplatz wurde freigeräumt, die Bezeichnung Pfarrheim wurde auf „Johann-Gruber-Pfarrheim“ erweitert, von Juli bis Oktober wurde das Kriegerdenkmal verhüllt. Quer über den Platz ist eine weiße Textzeile zu lesen, die das Vergangene benennen soll. Mit dem Steg wurde das Projekt in einer Feier am 29. November offiziell von der Künstlerin an die Bevölkerung übergeben. „Wir wollen das organisierte Vergessen nicht“, sagte Pfarrer Franz Wöckinger, und Christoph Freudenthaler, Vorsitzender des Vereins, schätzt jede Reaktion aus der Bevölkerung, ob Zustimmung oder Kritik: „Wir wollten einen Prozess und nicht einfach ein Denkmal hinstellen.“ Eine Materialsammlung zum Thema für den Schulunterricht ist in Planung.