Die Zahlen sind ernüchternd: 9187 Oberösterreicher/innen haben im Jahr 2013 die Kirche verlassen, um rund 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Nur wenige Pfarren trotzen dem Trend.
Eigentlich hat das Jahr 2014 für die Pfarre Linz-Ebelsberg erfreulich begonnen. Die Sternsinger-Gruppen bekamen positive Rückmeldungen auch in Wohngebieten, wo sonst normalerweise die Türen verschlossen bleiben. „Wir haben hier schon gespürt, dass durch Papst Franziskus eine bessere Stimmung gegenüber der katholischen Kirche da ist. Manche sagen es uns ganz direkt: ,Ihr habt einen guten Chef‘“, berichtet Pfarrprovisor Harald R. Ehrl aus der Pfarre Ebelsberg, die knapp 5000 Katholiken zählt. Dennoch sind die Austrittszahlen ernüchternd: 2013 traten 79 Menschen der Pfarre aus der Kirche aus; 49 schwebende Austritte, die noch nicht wirksam sind, könnten dazu kommen. 2012 waren es 67 Austritte.
Die Hoffnung: Papst-Effekt für 2014
Es bleibt für Harald R. Ehrl die Hoffnung, dass der positive Franziskus-Effekt in der Bilanz 2014 deutlicher spürbar wird. Einstweilen sieht Ehrl, der zugleich Stiftspfarrer von St. Florian ist, auch in der gegenwärtigen Situation Positives: „Es gibt immer noch sehr viele, die Kirchenbeitrag leisten wollen“, sagt er. Doch sogar in ländlichen Regionen sind die relativ hohen Austrittszahlen zu spüren. So sind etwa in Andorf die Austrittszahlen gestiegen. Laut Andorfs Pfarrer Erwin Kalteis bleiben die Motive für diesen Schritt fast immer anonym. Er vermutet aber, dass es aus der Sicht der Ausgetretenen oftmals eine nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung ist, die zu diesem Schritt veranlasst.
Mondsee und Ischl, Königswiesen
Die Pfarre Mondsee zählt 8118 Katholiken und hatte 2013 34 Austritte zu verzeichnen. 2012 waren es 35, im Jahr davor 53. Auf die „Haben- Seite“ gehören acht Wiederaufnahmen in die Kirche. Das ist eine sehr erfreuliche Bilanz, für die es vermutlich im Einzelnen genauso wenig eine exakte Erklärung gibt wie für andere Pfarren mit weit höheren Austrittszahlen. Pfarrer Ernst Wageneder freut sich über diese Entwicklung. Er ist überzeugt, dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen dazu beitragen: „Dank der 400 bis 500 Ehrenamtlichen sind wir in Mondsee als Pfarre gut vernetzt. Auch unserer karitatives Bemühen bringt uns viel Achtung.“ Für entscheidend hält der Pfarrer einen offenen und ehrlichen Umgang mit den Menschen. Auch der „Franziskus-Effekt“ ist hilfreich, so Wageneder: Der Papst wird in Gesprächen häufig und sehr positiv genannt. Um die Hälfte zurückgegangen sind die Kirchenaustritte in Bad Ischl (2013: 31 Austritte plus einige schwebende Austritte, 2012: 62). Pfarrer Christian Öhler ist überzeugt, dass der Papst Rückenwind gibt. Vor allem bei den Wiedereintritten kommt Papst Franziskus zur Sprache. Ein Klima des Vertrauens in der Pfarre, ist für Öhler selbstverständlich. Seit Jahren auf relativ gleichem und Gott sei Dank niedrigem Niveau bewegen sich die Kirchenaustritte in Königswiesen: Von den 2312 Katholiken verlassen zwischen sieben und zehn jährlich die Kirche. 2013 waren es sieben. Pfarrer Johann G. Wimmer schmerzt, dass das durchwegs junge Menschen sind. „Wenn finanzielle Belastungen kommen, ist die Kirche das Erste, was aufgegeben wird.“
„Auf Negatives wird rascher reagiert“
Linz. Wilhelm Vieböck, Pastoralamtsdirektor der Diözese Linz und Bischofsvikar für den Bereich pastorale Dienste, zur aktuellen Kirchenstatistik: „Aufgrund des positiven Klimas, bedingt vor allem durch Papst Franziskus, hatten wir eine bessere statistische Jahresbilanz erwartet. Offensichtlich wird auf negative Schlagzeilen rasch reagiert, die Entwicklung zum Positiven hat vielleicht eine lange Reaktionszeit. Aus- wie Eintritte sind Lebenszeichen, die wir in der täglichen seelsorglichen Arbeit und in konkreten diözesanen Projekten aufmerksam wahrnehmen, ebenso wie die zahlreichen Rückmeldungen auf Fragen der Familienpastoral.“