16. Februar: Cremisan und Caritas Baby Hospital – die Realität des Landes holt uns ein
Die Diözesanwallfahrt hat nicht nur Kirchen und heilige Stätten zum Ziel, sondern auch die Begegnung mit Menschen vor Ort. In Cremisan und im Caritas Baby Hospital bündeln sich Probleme Palästinas wie in einem Brennglas.
Ausgabe: Diözesanwallfahrt 2014
17.02.2014
- Josef Wallner
Cremisan ist ein Weingut der Salesianer Don Boscos. Mit dem Erlös aus diesem Gut finanziert der Orden eine Berufsschule, einen Treffpunkt für Jugendliche und Vieles mehr. Darüber hinaus nehmen die Salesianer dutzenden christlichen Familien ihre Traubenernte ab. Nach dem Willen des israelischen Verteidigungsministeriums soll ein Teilstück der „Mauer“ durch die Terrassengärten der palästinensischen Stadt Bet Jala (bei Bethlehem) führen – konkret mitten durch die Klosteranlage von Cremisan. Die Salesianer und die lateinische (römisch-katholische) Kirche des Landes kämpfen nun beim Obersten Gerichtshof Israels um ihre Rechte. Wie durch ein Wunder wurde Ende Jänner 2014 eine Entscheidung aufgeschoben. Ende Juli soll weiterverhandelt werden. Ein kleines Fenster der Hoffnung hat sich aufgetan.
Alle 223 Teilnehmer/innen der Diözesanwallfahrt haben das Kloster Cremisan besucht. Bischof Ludwig Schwarz, selbst ein Salesianer Don Boscos, hat seinen Mitbrüdern in dieser schwierigen Lage seine Solidarität und Gebet versichert.
Auch das Caritas Baby Hospital in Bethlehem haben wir besucht. Es ist das einzige Kinderspital im Westjordanland (Palästinensisches Autonomiegebiet). Gerade jetzt im Winter kommen Kinder, die aufgrund der miesen Wohnverhältnisse erkrankt sind. Es gibt in den palästinensischen Autonomiegebieten keine Krankenversicherung, das Baby Hospital lebt de facto von Spenden. Die kleinen Beiträge der Eltern fallen kaum ins Gewicht.
Am Abend kam Pfarrer Iyad Twal ins Hotel und erzählte den Wallfahrern von seiner Pfarre Bet Sahur. Auch ihm macht die soziale Lage seiner Gläubigen zu schaffen. „Wir Christen fühlen uns verloren zwischen Politik, Wirtschaft und sozialer Not.“ Er bat aber eindringlich: „Fahrt nicht nach Hause mit der Überzeugung: Ich bin für Palästina oder für Israel, sondern ich bin für Wahrheit und Gerechtigkeit.“
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