„Vöcklabruck hat Größe“, sagt Pfarrer Helmut Kritzinger und lacht. Wie er als neuer Pfarrer versucht, mit den Herausforderungen dieser riesigen Pfarre zurechtzukommen, erzählt er der KirchenZeitung.
Ausgabe: 2014/08, Vöcklabruck, Kritzinger
18.02.2014 - Josef Wallner
Nicht allein in der großen Anzahl der Katholiken besteht das Besondere der Pfarre Vöcklabruck. In der 12.000-Einwohner-Stadt gehören 7.626 Leute der katholischen Kirche an, Pfarren dieser Größe gibt es in der Diözese Linz mehrere. Für Pfarrer Kritzinger zeichnet sich Vöcklabruck durch die vielen einzelnen Teile aus, aus denen sich die Pfarre zusammensetzt. Dass er allein an Sonntagen in drei unterschiedlichen Kirchen Gottesdienst feiert, ist außergewöhnlich. Sowohl in der Dörflkirche beim Pfarrhof, in der Stadtpfarrkirche und in der über der Stadt thronenden Kirche Maria Schöndorf haben sich Gemeinden mit einem Gefühl für Zusammengehörigkeit und auch eigener geistlicher Ausprägung gebildet. Für die weiteren Gottesdienstorte in der Stadt ist der Pfarrer nicht verantwortlich, aber sie bilden ebenfalls eigene Gemeinschaften: Das sind die Kapellen im Mutterhaus der Franziskanerinnen und der Don-Bosco-Schwestern. Auch das Krankenhaus mit einer Messfeier am Sonntag Abend ist nicht zu vergessen. „Diese Vielfalt ist schön, aber auch eine Aufgabe“, sagt Pfarrer Kritzinger: „Da bin ich als der gefragt, der zusammenführt und zusammenhält – als menschliche Klammer.“ Zu den drei Kirchengebäuden, dem Krankenhaus und zwei Niederlassungen von Orden kommen im Pfarrgebiet noch 23 Schulen, zwei Altenheime und das Kolpinghaus mit einer sehr aktiven Kolpingfamilie. Auch ein Treffpunkt „mensch & arbeit“ der Betriebsseelsorge besteht in Vöcklabruck.
Pfarrhof für Gemeinschaft gebaut
Pfarrer Kritzinger schwelgt nicht für Nostalgie, aber eine Erinnerung an die Vergangenheit ist angebracht: 1970 lebten und arbeiteten in der Pfarre fünf Florianer Chorherren. Vöcklabruck ist eine dem Stift St. Florian „inkorporierte Pfarre“, die Chorherren sind seit dem 12. Jahrhundert dort mit der Seelsorge betraut. Nun lebt Pfarrer Kritzinger allein in dem stattlichen Pfarrhof, seit sein Vorgänger Dr. Franz Leitner vor einigen Wochen verstorben ist. Dr. Leitner war seit 1968 in Vöcklabruck, zuerst als Religionsprofessor und von 1986 bis 2013 als Pfarrer. Dann half er als Kurat in der Seelsorge mit. Einen Namen hat sich Altpfarrer Leitner durch seine historischen Forschungen und seine Bücher zur Geschichte Vöcklabrucks gemacht. In seinem letzten, dem 29. Werk hat er sich mit dem „Vöcklabrucker Christus“ beschäftigt. Er ist der Geschichte jener einzigartigen, vergoldeten Kupferplatten nachgegangen, die 1980 in einem alten Sakristeischrank entdeckt wurden und die vermutlich in das 8. Jahrhundert zu datieren sind.
Ein Team werden
„Ich fühle mich wohl in Vöcklabruck“, sagt Pfarrer Kritzinger ohne Wenn und Aber. Es herrscht hier ein Klima des Wohlwollens und es ist viel geistliches Potenzial zu erleben. Dazu tragen die Ordensgemeinschaften der Stadt und die vielen engagierten Leute bei. Auch die große evangelische Gemeinde von Vöcklabruck erwähnt der Pfarrer in diesem Zusammenhang. Seine ganz konkrete Hauptaufgabe sieht er zurzeit in der Bildung und Stärkung des Teams. Zum engeren Team für Verwaltung und Pastoral gehören der Pastoralassistent, zwei ehrenamtliche Diakone, zwei neue Pfarrsekretärinnen und die neue Haushälterin. „Die Organisation des Begräbnisses von Langzeitpfarrer Leitner, zu dem über 1000 Menschen kamen, war für uns als Team eine große Herausforderung, hat uns aber gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind“, betont der Pfarrer. Diesen Weg möchte er weitergehen. Wichtig ist ihm, einmal das ganze Kirchenjahr „durchzufeiern“ und zu gestalten. Natürlich erlebt er manchmal die neue Pfarrstelle als Leben in Kontrasten. Er spürt dann die Fülle der Aufgaben und Erwartungen als Bürde, aber das Wohlwollen der Menschen von Vöcklabruck macht das mehr als wieder wett.