Betteln vor der Kirche. Drinnen wird vom geteilten Brot gesprochen, draußen würde jemand ein Stück – in welcher Form auch immer – brauchen. Ein Kommentar von Josef Wallner.
Ausgabe: 2014/12, Betteln, Kommentar, Gewissen
18.03.2014
- Josef Wallner
Gar nicht so selten kniet sonntags ein junger Mann vor der Kirchentür. In der Hand hält er einen Pappbecher. Mit einem leisen „Bitte, bitte“ bettelt er um Geld. Sofort fallen einem Geschichten von Banden ein, die organisiert kommen und angeblich die Städte unsicher machen. Aber diese Erklärung beruhigt nicht wirklich. Drinnen wird vom geteilten Brot gesprochen, draußen würde jemand ein Stück – in welcher Form auch immer – brauchen. Einen Euro zu geben widerstrebt mir, aber nichts zu geben lässt mir auch keine Ruhe. Meine Ausrede: Der Pfarrer nimmt sich Gott sei Dank um sie an. Warum er ihnen das Betteln vor der Tür nicht verbietet und den Kirchgänger/innen den Anblick nicht erspart? Sie tun es nicht aggressiv, sagt er. Es ist richtig, dass er uns die Realität der Armut nicht erspart. Josef wallner