Letzten Dezember erhielt die Frauenwohngemeinschaft NOEMI, eine Einrichtung von SOS-Menschenrechte, den Integrationspreis der Stadt Linz. – Das ist die eine Seite, die andere ist: Die Republik Österreich macht Integration sehr schwer. Auch für Menschen, die den Integrationspreis erhielten.
Ausgabe: 2014/12, NOEMI, Integrationspreis, SOS Menschenrechte
19.03.2014
- Ernst Gansinger
Die heute 21-jährige Kenianerin Fara (Name von der Redaktion geändert) ist seit drei Jahren im Projekt NOEMI. 2008 kam sie als unbegleitete Minderjährige nach Österreich, wurde zunächst von der Volkshilfe und dann von SOS-Menschenrechte betreut. Wenn unbegleitete Minderjährige das 18. Lebensjahr erreichen, müssen sie in eine „Erwachsenen“-Betreuung wechseln. Weibliche Jugendliche, die in dieser Zeit in Ausbildung sind, können aber in einem weiterführenden Jugend-Projekt – NOEMI – bleiben. So soll nicht gefährdet werden, was schon begonnen ist: eine Ausbildung, die Zukunftschancen eröffnet.
Fleißige Schülerin.
Fara hat bisher alle Bildungsgänge erfolgreich beschritten: Hauptschulabschluss und zweijährige Fachschule der Oblatinnen. Seit einem Jahr geht sie im Caritas-Ausbildungszentrum zur Schule, macht die dreijährige Ausbildung zur Diplom-Sozialbetreuerin. Zudem besucht Fara am Abend im BFI einen Vorbereitungskurs für das Krankenschwester-Studium. Sie ist bildungshungrig, integrationswillig, spricht gut Deutsch und wurde auch als Praktikantin in einem Altenheim gelobt. Dort würde man sie gerne beschäftigen. Doch vor einem positiven Abschluss des Asylverfahrens ist ihr Arbeiten und Verdienen untersagt. NOEMI unterstützt sie in dieser Zeit, hilft beim Lernen, schießt zu Ausgaben zu, die Fara als erfolgreiche Fußballspielerin in einer Frauen-Mannschaft hat.
Leerer Postkasten.
In einem aber ist auch die Integrationspreisträgerin, die Wohngemeinschaft NOEMI, chancenlos: darin, den österreichischen Integrationswillen zu kräftigen. Faras Asylantrag vom Jahr 2008 wurde 2011 abgelehnt. Fara hat berufen; der Antrag wird jetzt in der zweiten Instanz behandelt. Eine Entscheidung ist bis heute ausständig. „Es drückt, jeden Tag in den Postkasten schauen und jeden Tag findet man nichts darin“, ist Fara traurig. „Ich sehe keine Zukunft. Wenn ich das Papier hätte, wäre es einfach. Aber so ...!“ Fara kann mit ihrem Frauen-Fußballteam nicht einmal zu Spielen ins Ausland reisen, denn sie hat ja keinen Reisepass.