Die Diskussions-Teilnehmer/innen auf dem Podium und im Publikum waren sich einig: Kriegerdenkmäler brauchen heute eine Friedens-Deutung. – Mit der Gedenkkultur befasste sich eine Tagung am 11. April im Maximilianhaus in Maria Puchheim.
Ausgabe: 2014/17, Worms, Kriegerdenkmal, Maria Puchheim
Vor vielen Kirchen und auf zentralen Plätzen erinnern Gedenkstätten an die Gefallenen der Kriege. Die Soldaten werden vielfach Helden genannt, das Gedenken an andere Opfer ist dagegen rar. „Auch Hinweise auf die Verantwortung der Täter sucht man vergebens“ – hieß es in der Ankündigung der Tagung, zu der u.a. Sozialreferat und Kunstreferat der Diözese sowie Pax Christi eingeladen haben.
Kirche und Kriegerdenkmäler
„Die Kirche hat eine gewisse Nähe zu Kriegerdenkmälern“, sagte Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer. Er führte dafür mehrere Gründe an, etwa dass die Kirche für die Rituale des Gedenkens an die Toten zuständig sei. Oder dass sie die von Gemeinden und Vereinen errichteten Denkmäler zu segnen hatte. „Warum aber wurde fast immer nur der Gefallenen und Vermissten gedacht?“ Der Widerstandskämpfer und der zivilen Opfer hätte man sich schon auch erinnert, der Wehrdienstverweigerer aber kaum. Mittendorfer wies auf ein gutes Gegenbeispiel hin: Das Denkmal in St. Radegund nennt auch Franz Jägerstätter.
Zusatzhinweise zu Kriegerdenkmälern
„Krieg bedeutet immer eine Niederlage für die Menschheit. Daran erinnern in zahlreichen Ortschaften und Kirchen Denkmäler, wo der Toten der Kriege gedacht wird.“ – So lautet eine Passage aus der Erklärung der heurigen Frühjahrstagung der Österreichischen Bischofskonferenz. Die Denkmäler, so Mittendorfer, erfahren in dieser Aussage auch eine Umdeutung (Krieg als Niederlage für die Menschheit). „Ich weiß nicht, ob die Errichter der Denkmäler so gedacht haben.“ – So könnte man die häufigsten Vorschläge bei der Tagung auch zusammenfassen. Umdeutung sei eine heutige Aufgabe. Sie bedeute, die Denkmäler stehen zu lassen, ihnen aber Zusatz-Hinweise beizugeben.
Wichtige Rolle der Kunst
Christoph Freudenthaler, Vorsitzender vom Verein „Plattform Papa Gruber“ in St. Georgen an der Gusen, wies auf das Kunstprojekt „Passage gegen das Vergessen“ in seiner Pfarre hin (wir berichteten mehrmals). Es knüpft an der bisherigen Erinnerungs-Kultur an und erweitert sie, konfrontiert sie mit dem Gedenken an die 40.000 NS-Opfer, die in den Lagern Gusen I, II und III ermordet worden sind. Die Kunst übernehme eine hervorragende Vermittlungsrolle, gebe Denkanstöße. Diese wolle auch der Kameradschaftsbund, sagte dessen Vertreter Benno Schinagl: „Unser neues Leitbild hat als zentralen Satz: Wir fördern Frieden!“ Nicht Helden erkämpfen ihn, sondern jeder müsse täglich dazu beitragen.