Ob Flüchtlinge, Jugendliche ohne Arbeit oder im Alter einsam gewordene Menschen – kirchliche Bildungswerke können viel für eine sozialere Welt bewirken, meint Magdalena Holztrattner. Bei der Bildungswerk-Jahrestagung ließ sie mit klaren Impulsen aufhorchen.
Die Leute vom Sozialausschuss schauen, dass Not in der Umgebung nicht übersehen wird – und die vom Bildungswerk sorgen dafür, dass es attraktive Angebote zu Gesundheits-, Wissens-, auch Glaubensthemen gibt. So sind in den meisten Pfarren die Aufgaben klar abgegrenzt. Künftig soll das Sozialpolitische ein Hauptanliegen auch des Katholischen Bildungswerkes sein. Das hat Christian Pichler schon bei seinem Amtsantritt als Leiter des Katholischen Bildungswerkes in der Diözese Linz 2012 betont. Bei der Bildungswerk-Jahrestagung wurde dieser Kurs am 25./26. April im Bildungshaus Schloss Puchberg bekräftigt. „Angesichts der Entwicklungen auf unserer Welt wollen wir uns mit den sozialen Brennpunkten auseinandersetzen – und sondieren, wie es anders gehen könnte“, betonte Pichler. Um diese Brennpunkte auszuloten, holte sich das Bildungswerk Magdalena Holztrattner als Impulsgeberin. Sie ist seit einem Jahr Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreichs. „Wir können in Österreich wirklich dankbar sein für eines der besten sozialen Netze der Welt“, stellt Holztrattner fest. Dennoch ortet sie enormen Handlungsbedarf.Viele fühlten sich beschämt, wenn sie ihre sozialen Rechte in Anspruch nehmen müssten. Zur kirchlichen Bildungsarbeit gehört für Holztrattner, den Menschen, die an den sozialen Brennpunkten leben, wirklich zu begegnen – auf Augenhöhe und in echtem Kontakt, „mit Staub an den Füßen“, wie sie sagt.
Ein Jugend-Jahrgang ohne Arbeit
Die Tatsache, dass es in Österreich rund 80.000 Jugendliche unter 25 Jahren gibt, die keine Arbeit haben und die auch nicht in Ausbildung stehen, kann nicht ruhig lassen. Mehr als ein ganzer Geburtsjahrgang ist das. Und auch die Tatsache, dass immer mehr Menschen trotz Beschäftigung nicht von ihrem Einkommen leben können, öffnet ein weiteres soziales Spannungsfeld. Auf rund 350.000 Menschen in Österreich trifft dies bereits zu. Für Holztrattner ist klar: Die sozialen Bedingungen werden schwieriger – und die Spannungen nehmen zu. Es würde auf Dauer nicht hingenommen, dass Menschen als Leiharbeiter/innen dieselbe Arbeit für deutlich weniger Lohn machen müssten, wie das Stammpersonal einer Firma.
Leben wollen ist nicht kriminell
Holztrattner ermutigte die Bildungswerkleute, ihre Aufmerksamkeit noch deutlicher auf Flüchtlinge und Migrant/innen zu richten. „Leben zu wollen ist kein krimineller Tatbestand“, spricht sie sich gegen die Tendenz aus, Fremde schon wegen ihres bloßen Daseins zu kriminalisieren. „Menschenrechte stehen allen zu, und der Wunsch nach einem besseren Leben auch.“
Einsamkeit im Alter
Besonders eindringlich legte Holztrattner den Zuhörer/innen die im Alter Einsamen nahe. Zugehörigkeit ist das größte Gut, das eine Gesellschaft geben kann, und wer nicht mehr dazugehört, wird leichter krank, weiß die Sozialexpertin. Der Tod eines Partners, auch die Pensionierung führt oft zu Einsamkeit – und verlangt nach einer besonderen Aufmerksamkeit. Wenn Menschen dann auch noch materiell wenig haben, könnten sie sich zum Beispiel Pflegeunterstützung nicht leisten – und werden noch einsamer. „Das Katholische Bildungswerk ist eine regional stark verankerte Institution – das ist eine Stärke, die es nutzen sollte“, meint Holztrattner, und ermuntert, genau hinzuschauen, wie es den Menschen geht.