Er ist zurückhaltend und fast immer da: Franz Farnberger begleitet als künstlerischer Leiter die St. Florianer Sängerknaben durch den Alltag. Der 62-jährige Musiker und Pädagoge macht morgens Hirsebrei für seine Schüler, hilft, wenn nötig, beim Mathelernen, probt, begleitet sie am Klavier und erzählt abends gerne Geschichten.
Schon um 7 Uhr früh trifft man Franz Farnberger beim Frühstück mit den Sängerknaben an. Wer will, bekommt eine Schüssel mit Hirsebrei, den er selbst zubereitet und gerne isst. Während sich die 45 Schüler des Internats auf den Weg in die Hauptschule St. Florian machen, stehen bei Prof. Farnberger und den acht Mitarbeitern Besprechungen an: Die nächste Tournee ist zu planen, Konzerttermine und CD-Aufnahmen sind zu vereinbaren, der Probenplan muss passen: „Das Verhältnis zwischen Proben, Auftritten und Freizeit muss ausgewogen sein. Ich schaue darauf, dass es den Kindern gut geht und dass es ihnen nicht zu viel wird. Sie sind ja freiwillig da!“ Allen ist klar, dass das Singen und Proben für einen professionellen Chor notwendig ist: „Wir sitzen im gleichen Boot. Ich beurteile ja nicht die Kinder, sondern wir werden gemeinsam beurteilt. Im Prinzip singen die Kinder gerne und sind auch stolz darauf.“ Das Wichtigste ist für ihn, die Freude am Singen zu erhalten und zu steigern. „Das ist schon eine Aufgabe“, meint er schmunzelnd.
Spielen, Lernen, Singen
Nach dem Mittagessen ist Freizeit angesagt. Von 16 bis 18 Uhr steht „Studierzeit“ auf dem Stundenplan: Hausübung machen, für den nächsten Englisch-Test lernen und singen. Farnberger holt sich in dieser Zeit vereinzelt jene Sänger, die er für die jeweilige Stimmprobe braucht. Die gemeinsame abendliche Chorprobe findet nach dem Abendessen statt. „Das ist sehr flexibel. Je nachdem, was die Kinder gerade brauchen, wird mehr oder weniger geprobt“, erzählt Farnberger. Nach den Proben ist noch Zeit zum Geschichtenerzählen. Trotz Konkurrenz durch Computer und Handy: Die Kinder hören auch heute gerne zu, ist Farnbergers Erfahrung. Um 22 Uhr ist für den Pädagogen dann Schluss. Gut, dass die eigenen vier Wände nicht weit entfernt sind: Franz Farnberger hat im Stift St. Florian eine Wohnung.
Durch Zufall nach St. Florian
Seit 31 Jahren ist Prof. Franz Farnberger künstlerischer Leiter der St. Florianer Sängerknaben. Zusätzlich unterrichtet er seit 1991 an der Anton Bruckner Privatuniversität. In Gmünd (NÖ) geboren hat er in Wien Musikerziehung, Geschichte und Klavier-Vokalbegleitung studiert. Von den Wiener Sängerknaben hat ihn der Zufall – ein befreundeter Kollege – nach St. Florian geführt. Die Gesamtverantwortung für die Sängerknaben im Stift Florian zu übernehmen, war für den damals 32-jährigen Musiker reizvoll – und ist es bis heute geblieben. Von der Vereinsgründung der St. Florianer Sängerknaben im Jahre 1995 bis zum Renovieren des Internats, vom Probenplan bis nächsten Auftritt und der Mathe-Schularbeit in der kommenden Woche: Farnberger weiß Bescheid. „Ich bin in alles involviert. Denn die Kinder sind eben kein Instrument, bei dem nur die Musik interessant ist“, bringt er es auf den Punkt.
Eine Lebensaufgabe
Die Sängerknaben füllen sein Leben aus: „Und irgendwann wird sich die Frage stellen: Was kommt danach? Aber daran will ich noch gar nicht denken. Den Ruhestand sehne ich nicht herbei!“, sagt Farnberger und wundert sich, wenn Kollegen von der Pension träumen. In den kommenden Jahren heißt es ohnehin proben, singen und Konzerte geben. Wladiwostock, Utrecht, Amsterdam sind die nächsten Destinationen. Im Sommer ist eine Konzertreise nach Peru und Bolivien geplant. Dazwischen sind etliche Auftritte in der Wiener Staatsoper und im Linzer Musiktheater zu organisieren. Dorthin bringt Farnberger die Kinder, ist bei der Aufführung dabei und kutschiert sie spät abends wieder nach Hause. So ist er fast Tag und Nacht im Einsatz und meint selbstkritisch: „Das kann ich nur von mir selber verlangen.“ Lachend ergänzt er gleich: „Ich bin wirklich kein Märtyrer. Ich mache das gerne.“
Einladung
Willkommen bei den Sängerknaben
Musikalisch begabte Buben, die bei den St. Florianer Sängerknaben einmal schnuppern und vorsingen möchten, sind herzlich eingeladen zu kommen. Der Chor freut sich über Nachwuchs – auch Kinder aus der 3. Volksschulklasse können bereits Schnupper-Termine vereinbaren und die Sängerknaben im Internat kennenlernen. Anmeldungen für das kommende Schuljahr sind noch bis Ende Juni möglich.