1914. Die Euphorie um den beginnenden Ersten Weltkrieg hat bis hinein in die Wäscheschränke Spuren hinterlassen. Christine Vieböck, ehemalige Eigentümerin der Leinenweberei Vieböck in Helfenberg, hat noch solche Handtücher und Tischdecken, die damals gewebt wurden.
Ausgabe: 2014/20, Erster Weltkrieg, Kriegserklärung, Weberei
14.05.2014
- Matthäus Fellinger
22 Kriegserklärungen aus der Anfangszeit des Krieges finden sich auf dem blauen Handtuch eingewebt, von Laubwerk umrankt. Von der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914, bis zu jener Italiens an die Türkei am 21. August 1915. Auf einem zweiten Tuch, gewebt Ende 1916, sind zehn weitere Kriegserklärungen dazugekommen. Bis 2. September 1916 hatte der Krieg Bulgarien und Rumänien erfasst. Aber auch an den Tischen wurde der Krieg geführt. So zeigt eine blaue Leinentischdecke die Brustbilder der beiden Feldherren des Ersten Weltkrieges, Conrad von Hötzendorf und Paul von Hindenburg, jeweils mit dem österreichischen und preußischen Wappen, umgeben von einem Lorbeerkranz. Auf einem anderen Tischtuch sind es die Bilder der beiden Kaiser Franz Joseph und Wilhelm. Die Herstellung dieser Tücher, die wohl eher als Unikate gewebt wurden, muss einen enormen Arbeitsaufwand bedeutet haben – für ein Handtuch sicher zwei Wochen an Vorbereitung, schätzt Christine Vieböck. Das Zeitalter der Elektronik war ja noch nicht da. Christine Vieböck hat die Tücher noch von ihrer Großmutter übernommen. Zum Teil wurden die Tücher in der Region hergestellt, zum Teil wurden sie aus anderen Webereien bezogen. Jeder Betrieb wollte damals seinen Kunden ein möglichst vollständiges Segment an Webereiprodukten bieten, während heute die Spezialisierung auf wenige Produkte eher Erfolg verspricht.