Dass der Priestermangel kein rein europäisches Problem ist, bestätigt der austrobrasilianische Bischof Erwin Kräutler. Brasiliens Bischöfe suchen nun im Auftrag von Papst Franziskus nach Lösungen für das Problem.
„Es war das erste Mal bei all meinen Gesprächen mit Päpsten, dass mich ein Papst nach meiner Meinung fragte“, sagt der gebürtige Vorarlberger Kräutler, der vergangene Woche sein neues Buch in Salzburg vorstellte. Papst Franziskus wollte vom Bischof am Xingú im Amazonasgebiet wissen, wie er zu dem Problem steht, dass viele Gemeinden nur selten Eucharistie feiern können. „In Amazonien feiern 70 Prozent aller Gemeinden nur zwei- oder dreimal im Jahr Eucharistie“, erzählt Kräutler. „Da verlieren die Menschen den Zugang. Wir müssen über das Problem reden: Die Gläubigen haben ein Recht auf die Eucharistiefeier“, ist Kräutler überzeugt.
Erwartungen des Papstes
Franziskus habe ihm gesagt, er erwarte sich von den Bischöfen diesbezüglich „kühne und mutige“ Vorschläge. „Als ich das jüngst bei der brasilianischen Bischofskonferenz berichtet habe, waren die Mitbrüder von dem Thema begeistert und wir haben beschlossen, hier einzuhaken: Es soll eine Kommission geben, die für den Papst Vorschläge ausarbeitet“, sagt Kräutler, der davon ausgeht, dass es in den nächsten zehn bis 20 Jahren verheiratete Männer (viri probati) zu Priestern geweiht werden, und auch die Tür zum Frauenpriestertum sei nicht völlig vermauert. Besonders gefällt Kräutler, dass Papst Franziskus die Bischöfe in die Pflicht nimmt: „Der Bischof ist mitverantwortlich für die gesamte Weltkirche. Damit hört es sich auf, dass Bischöfe nur nichts anderes als Filialleiter sind.“ Kräutler beteiligt sich auch an den Vorarbeiten zur Umwelt-Enzyklika des Papstes. Der bald 75-Jährige will sich auch nach seiner absehbaren Emeritierung für die Menschen, vor allem die indigenen Völker, in seiner Diözese einsetzen. Das umstrittene Staudammprojekt Belo Monte sei nicht zu verhindern, aber „wir verfolgen Plan B und kämpfen dafür, die Folgen für die Menschen abzumildern“.