Jesuitenpater Michael Meßner, Kirchenrektor des Alten Doms, ist mit einer großen Anzahl an Bettlern konfrontiert. Teilweise werden Gottesdienstbesucher/innen nach der Messe „abgepasst“. Innerhalb des Kirchenraums will Meßner Betteln nicht tolerieren, auch wenn „ein schlechtes Gewissen bleibt“.
Ausgabe: 2014/23, betteln, Meßner, Alter Dom, Jesuiten
03.06.2014
- Paul Stütz
„Bitte bettelnden Menschen in der Kirche nichts geben!“ So steht es fettgedruckt auf einem Aushang vor dem Alten Dom in Linz. Dieser Satz hat es zu einer gewissen Prominenz gebracht, hat ihn doch die Kronenzeitung vergangene Woche in einem Bericht über „Profi-Bettelei“ zitiert. Unerwähnt blieben in der Kronenzeitung die weiteren Hinweise der Jesuiten auf dem Zettel. Etwa, dass „Betteln ein Menschenrecht ist“ (siehe auch Kasten unten). Tatsächlich haben die Jesuiten ein Problem mit teilweise aggressiven Bettlern in der Kirche, wie Kirchenrektor Pater Michael Meßner im Gespräch mit der KirchenZeitung erzählt. „Wir haben es immer öfter mit Bettlern zu tun, die die Gottesdienstbesucher abpassen.“ Meßner hat selbst schon negative Erfahrungen mit Bettlern gemacht. „Ein Mann hat mich bedroht, wollte mich ohrfeigen, als ich ihn aus der Kirche hinausschickte.“ Unverschämt sei, wenn Spenden bis zu einer Monatsmiete gefordert werden. Zur angespannten Situation trägt zudem bei, dass der Opferstock im Alten Dom mehrmals aufgebrochen wurde.
Bettler zur Caritas schicken
Anders beurteilt Pater Meßner das Betteln vor der Kirche. Der Jesuit ist kein Verfechter eines Bettelverbots. Klar ist für Meßner, dass die Menschen aufgrund einer Notlage betteln. So bleibt bei ihm selbst bei den aggressiven Bettlern ein „schlechtes Gewissen“, wenn er diese aus der Kirche verweist. In der Regel zur Caritas, die besser helfen könne. Dort, wo die Bettler herkommen, müssten sich die sozialen Zustände bessern – und hier sei vor allem die Politik gefordert, betont Pater Meßner.
Hinweis der Jesuiten vor dem Dom
„Menschen dürfen betteln. Betteln ist Menschenrecht.“ So beginnt der Text, den die Jesuiten vor dem Alten Dom aufgehängt haben. Und endet damit: „Die Unsicherheit, ob eine Hilfe wirklich sinnvoll ist, lässt sich nie ganz ausräumen. Letzlich dürfen Sie Ihr Herz sprechen lassen.“ Allein innerhalb des Gotteshauses will der Orden keine Bettler.