Wenige Tage vor dem Papstbesuch drang die israelische Armee mit Bulldozern in den Obstgarten der Familie Nassar in der Nähe von Betlehem ein, zerstörte die mühevoll angelegten Terrassen und riss 1400 Bäume aus. Pax Christi Österreich hat gegen dieses Vorgehen schärfstens protestiert.
Ausgabe: 2014/23, Nassar, Israel
03.06.2014
„Wir weigern uns, Feinde zu sein“, steht auf einem Stein zur Einfahrt des Grundstücks der Familie von Daoud Nassar in der Nähe von Betlehem. Seit Generationen betreiben die Nassers dort Obstbau und Landwirtschaft. Vor einigen Jahren eröffnete Daoud Nassar, der in seiner Jugend in Oberösterreich zur Schule ging, auf seinem Grundstück das Begegnungszentrum für Friede und Versöhnung „Tent of Nations“ (Zelt der Nationen). Viele – vor allem junge – Leute aus zahlreichen Ländern kommen dorthin, um am Beispiel der Familien, die in dem von Israel besetzten Land seit Jahren allen möglichen Repressionen und Schikanen ausgesetzt ist, gewaltfreies Handeln zu lernen oder auch um bei der Oliven- oder Obsternte mitzuhelfen.
Illegale Zerstörungsaktion
Seit Jahren kämpft die Familie Nassar um ihr Land. Trotz eindeutiger Besitzdokumente, die bis in die Zeit des türkischen und englischen Mandats zurückreichen, behauptet die israelische Militärverwaltung, dass dieses Stück Land, das zwischen mehreren illegalen israelischen Siedlungen liegt, Staatsgrund sei. Seit Jahren verschleppen die Militärbehörden die Eintragung der legitimen Besitzrechte in das neu aufgelegte Militär-Grundbuch. Am 12. Mai wurde die Familie Nassar erneut aufgefordert, ihre Bäume zu entfernen. Ihr Anwalt legte daraufhin Einspruch ein und wies dabei u. a. darauf hin, dass der Oberste Gerichtshof Israels verfügt habe, dass die Familie mit dem Eintragungsverfahren fortfahren soll. So lange dieses Verfahren läuft, ist es auch nach den drakonischen Militärgesetzen in der besetzten Westbank illegal, das Land zu enteignen oder zu zerstören. Nachdem mehrere Sabotageakte die Familie Nassar bisher nicht einschüchtern konnten, vernichtete das Militär am 19. Mai rechtswidrig einen erheblichen Teil der Existenzgrundlage der Familie.