Langmütig. Reich an Huld und Treue. So offenbart sich Gott dem Mose und seinem Volk. Er ist der Gott der Liebe und des Friedens, schreibt Paulus nach Korinth. Seine Liebe zur Welt ist grenzenlos.
Ausgabe: 2017/23
06.06.2017
- Daniela Klinglmüller
Wort zum Sonntag
Gott für mich
Als Kind habe ich gerne „Blinde Kuh“ gespielt. Alle bewegten sich in einem Feld. Mit verbundenen Augen musste einer versuchen, irgendwo einen Zipfel der anderen zu erwischen.
Manchmal fühle ich mich auch heute so wie bei diesem Spiel. Jede Aussage, die wir über Gott machen, ist wie so ein kleiner Zipfel. Gott als Ganzes vermögen wir nicht zu erfassen. Aber es macht trotzdem Sinn, viele kleine Zipfel zu fassen. Es macht Sinn zu unterscheiden: wie ist Gott – wie ist Gott nicht, weil ich dann meine Erfahrungen anders deuten kann.
Das Volk Israel glaubte an EINEN Gott. Mit der Zeit entdeckten die Menschen aber neue Seiten an Gott – vor allem in der Begegnung mit Jesus und mit den Erfahrungen von Pfingsten, die das bisherige Gottesbild als unzureichend erscheinen ließen. So begannen sie, die Rede von der Dreifaltigkeit zu formulieren.
Wenn heute vom einen Gott in drei Personen gesprochen wird, ist das nicht leicht zu verstehen. Ich glaube, das liegt daran, dass wir unter „Person“ zuerst ein Individuum verstehen. Das Wort kommt aber aus dem Lateinischen und bezeichnet dort die Maske, mit der ein Schauspieler auf die Bühne tritt. EIN Schauspieler kann verschiedene Rollen verkörpern.
Wir können Gott also in verschiedenen Erscheinungsweisen wahrnehmen. als Vater, der die Welt und alles Lebendige geschaffen hat und vollenden wird. als Sohn, in dem sich Gott an unsere Seite gestellt und uns von unserer Angst erlöst hat, dass unser Leben vergeblich sein könnte und als Geistkraft, die uns zur Liebe bewegt.Das ist jetzt natürlich wieder so ein kleiner Zipfel, den wir erwischt haben. Das Geheimnis Gottes darf Geheimnis bleiben.
Zum Weiterdenken
Gott ist als Geheimnis über uns.
Gott ist in Jesus Christus mit uns.
Gott ist im Heiligen Geist in uns. (Hans Küng)
Wer ist Gott für mich?
Dreifaltigkeitssonntag – Lesejahr A, 11. Juni 2017
1. Lesung
Exodus 4b.5–6.8–9
Früh am Morgen stand Mose auf und ging auf den Sinai hinauf, wie es ihm der Herr aufgetragen hatte. Die beiden steinernen Tafeln nahm er mit. Der Herr aber stieg in der Wolke herab und stellte sich dort neben ihn hin. Er rief den Namen des Herrn aus. Der Herr ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Der Herr ist der Herr, ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue. Sofort verneigte sich Mose bis zur Erde und warf sich zu Boden. Er sagte: Wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, mein Herr, dann ziehe doch, mein Herr, in unserer Mitte! Weil es ein hartnäckiges Volk ist, musst du uns unsere Schuld und Sünde vergeben und uns dein Eigentum sein lassen!
2. Lesung
2 Kor 13,11–13
Im Übrigen, Brüder und Schwestern, freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes, haltet Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Evangelium
Johannes 3,16–18
Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.