In seiner Musik geht es um pure Lebensfreude – und die will Bobby McFerrin mit seinem Zuhörern teilen. Dass die Menschen über das Wunder des Lebens staunen, dazu möchte er mit seinem neuen Programm anregen, in dem er die Spirituals seiner Kindheit aufgreift.
Ausgabe: 27/2014, Bobby McFerrin, Klassik am Dom, Spirituals, Glaube, Spirit, Gebet, Lebensfreude, Inpuncto
03.07.2014
- Elisabeth Leitner
Es liegt eine große Kraft in der Musik: Musik kann Menschen ermutigen, stärken und ihnen helfen, sich auszudrücken. Was heißt es für Sie Musik zu machen? Für mich ist Musik der pure Ausdruck der Freude am Leben zu sein, ein Dankgebet für das Geschenk der ganzen Schöpfung. Was ich hoffe, ist, dass jene Menschen, die kommen, um mich singen zu hören, danach nicht nur mit mehr Freude weggehen, sondern auch dankbar und empfänglich sind für das Wunder der Schöpfung, für das Wunder, am Leben zu sein in dieser Welt.
Was bedeutet es für Sie „He‘s got the whole world in his hands“? (Er hält die ganze Welt in seinen Händen) zu singen. Ist das nur ein altes, nettes Lied für Sie, ist da eine Botschaft in diesen Worten? Nein, für mich ist das nicht nur ein altes, nettes Lied. Ich meine das so. Das ist das Wunderbare bei diesen Liedern: sie sind voller Freude und sehr ernst gemeint – und das zur selben Zeit. Ich denke, sie erzählen vom Wesen des Menschsein, von der Freude und vom Kampf und vom Wesen einen Glauben zu haben. Sie wissen ja, .... das Wort, das in der Bibel mit “spirit” (Geist) übersetzt wird, meint auch Atem. Der Geist ist der Atem des Lebens, der Atem des Liedes. Ihre musikalische Sprache, ihre Ausdruck hat sich in all den Jahren verändert. Warum sind Sie zu den Spirituals zurückgekehrt? Was verbinden Sie heute mit den Gesängen ihrer Kindheit? Es hat lange gedauert, einen Weg zu finden, diese Lieder zu singen, der sich neu und persönlich anfühlte. Ich wollte sie nicht einfach so singen, wie mein Vater sie gesungen hat. Er hat das schon besser gemacht, als ich das jemals könnte. Aber jetzt sind es auch meine Lieder. Ich liebe es, sie mit dem Publikum zu teilen, sie einer neuen Generation bekannt zu machen. Ich wünsche mir, mein Vater hätte zu Lebzeiten noch dieses Album gehört.
Wenn Sie schauen, was auf der Welt alles passiert: Wofür haben Sie Angst, was gibt Ihnen Hoffnung? Das Wunder der Hoffnung und des Glaubens ist, dass sie existieren – angesichts all der Schwierigkeiten, der Angst, der Sorgen, der Wut, angesichts von Krankheit und Schmerz. Wenn ich mich ängstlich fühle, singe ich mich auf meine Weise da durch. Ich bete einfach ... auf meine Art.
Sie muszieren auch mit Kindern. Warum ist es so wichtig, die Welt der Musik für Kinder zu öffnen? Hier habe ich einen Appell an alle, die das machen: Musiklehrer, alle Lehrer, bei denen Musik im Unterricht vorkommt, Eltern, die mit ihren Kindern singen und ihnen alle Arten von Musik vorspielen: Musik ist gut für alle Menschen und besonders gut für Kinder. Es ist gut für ihr Denken, für ihr Herz und für ihren Geist.
Ihre Lieder vermitteln das Gefühl, es wird alles gut, es ist ein Geschenk zu leben. Diese positive Sicht des Lebens: woher nehmen sie Sie? Ich fühle das in mir. Ich bete darum. Ich achte darauf, ich kultiviere das. Ich denke, es ist meine Aufgabe als Künstler Freude zu machen
Zur Person
Bobby McFerrin ist ein US-amerikanischer Musiker, Klaviervirtuose, Lehrer, Dirigent und Vokalkünstler. Er begeistert mit instrumentaler Stimmführung und außerordentlicher Improvisationsgabe. Er ist am 11. März 1950 geboren und lebt in Manhattan/New York.
Klassik am Dom
Bobby McFerrin war am Donnerstag, 17. Juli 2014, um 20.30 Uhr auf dem Linzer Domplatz. Zur Fotogalerie.