„Dieser Zustand, den wir psychisch beeinträchtigt nennen, ist der Normalzustand!“ – Auma Obama machte sich als Festrednerin bei der Feier 50 Jahre pro mente am 10. Oktober in Linz stark für ein selbstverständliches und damit radikales Miteinander.
Ausgabe: 2014/42, Obama, Auma Obama, pro mente, Inklusion, US-Präsident
14.10.2014
- Ernst Gansinger
„Wir alle waren schon in solchen Situationen. Wir alle haben Macken. Es ist normal, in solche Situationen zu kommen. Es ist nur die Frage, wie wir damit umgehen!“ – Auma Obama, die Schwester von US-Präsident Barack Obama, die sich in ihrer Heimat Kenia für benachteiligte Jugendliche einsetzt (CARE), ging in ihrem Referat noch viel weiter als die Begrüßungsredner/innen – Landeshauptmann, Soziallandesrätin und Behindertenanwalt. Diese sprachen sich für eine schrittweise Umsetzung der Inklusion aus, also des Einbeziehens von Menschen mit Beeinträchtigungen in die gesellschaftlichen Vollzüge.
Das Unnormale ist normal
Auma Obama trennte nicht in Menschen mit und solche ohne Benachteiligungen. Sie sagte, es geht um uns. Das Unnormale ist das Normale. Wenn wir ausschließen, schließen wir einen Teil von uns aus. – So klar und ohne Abstriche blieb sie bis zum Schluss ihres Referates.
Übersehene Emotionen
Sie nannte als Ursachen psychischer Erkrankungen die starke Ich-Bezogenheit in der modernen Gesellschaft, den falschen Eindruck, dass man ein perfektes Leben haben könne, die Melancholie und Einsamkeit, sowie das Unterdrücken von Gefühlen. „Wir übersehen die Emotionen“, meinte sie.
Das Kollektiv pflegen
Und sie wies auf wichtige Voraussetzungen hin, nicht psychisch krank zu werden und in der Krankheit Stützen zu haben: Freundschaft, Familie und Gemeinschaft seien das soziale Schutznetz. „Schon in der Erziehung der Kinder müssen wir darauf achten, dass sie sich als Teil des Kollektivs verstehen.“ Sie nur so zu erziehen, dass es nur um sie geht, hält die Frau, die ihr berufliches Leben den ärmsten Kindern in Kenia verschrieben hat, für falsch.