Es kostet Mühe und ist anstrengend, die Augen offen zu halten,
damit man nur ja nichts übersieht. Christsein ist leben mit offenen Augen. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2014/44, Augen, Leuchten, Allerheiligen
28.10.2014
Augen zu. So endet das Leben. Das Schließen der Augen ist das Letzte, das man einem Menschen tun kann, wenn seine Lebenskraft zu Ende gegangen ist. „Da gingen ihnen die Augen auf.“ So war es bei den Jüngern, als sie mit Jesus unterwegs waren. Sie öffneten ihre Augen nicht selber, vielmehr gingen sie ihnen auf. Das ist eine gute Botschaft. Allzu sehr stehen Menschen unter Druck, ihre Augen nur ja stets offenzuhalten: für die technischen Entwicklungen, damit man den Anschluss nicht verliert, für die sozialen Nöte, für die Umwelt und drohende Gefahren. Es kostet Mühe und ist anstrengend, die Augen offen zu halten, damit man nur ja nichts übersieht. Christsein ist leben mit offenen Augen. Doch es erschöpft sich nicht in jenem angestrengten Offenhalten, mit der man gegen Müdigkeit ankämpft. Christsein hat mit überwältigen Erfahrungen zu tun, bei denen Müdigkeit wie weggeblasen erscheint. Sie gehen einem auf, die Augen – wenn Gott ins Spiel kommt. Es kommt nicht auf die Sehkraft alleine an, es muss auch Licht da sein. Allerheiligen ist. Es gibt sie: Menschen, aus deren Augen jenes andere Leuchten funkelt – selbst durch geschlossene Lider. Es ist das Spiegellicht Gottes, der auf die Seinen schaut