So schön Gotteshäuser auch gebaut sein mögen. Die eigentliche Kirche, das sind die Gläubigen, wenn sie Christus zum Fundament ihres Handelns machen. Und nach seinem Vorbild und im Vertrauen auf die Auferstehung leben.
Ausgabe: 2014/45, Sonntag, Evangelium, Lesung
04.11.2014 - Heinz Niederleitner
Wort zum Sonntag
Die Kirche bauen
Weltweit wird an diesem Sonntag der Weihetag der Lateranbasilika in Rom begangen. Logisch für die Römer, könnte man sagen, denn es ist immerhin die Kathedrale ihres Bischofs, des Papstes. Sie wurde 324 geweiht, zu einer Zeit, da die letzte große Welle der Christenverfolgung im römischen Reich noch traumatisch in Erinnerung und die Erfahrung der Toleranz noch jung war. Jetzt konnten die Christinnen und Christen mit erhobenem Kopf in die Öffentlichkeit treten. Und die Lateranbasilika trägt bis heute den Ehrentitel „Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises“. Nur: was hat das mit uns hier in unserer Pfarre zu tun?
In der zweiten Lesung erinnert uns Paulus daran, dass wir als gläubige Menschen gemeinsam mit Christus die Kirche sind. Es geht um unsere Haltung, um unser Leben. Als noch deutlicheren Aufruf bringt es der Apostel Petrus vor: „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen.“ (1 Petr 2,5). Aus solch einem „Haus“ Gottes kann Leben hervorgehen, das Frucht bringt, wie die erste Lesung bildhaft schildert. Voraussetzung ist, dass Christus in diesem geistigen Haus gegenwärtig ist: als Fundament, wie Paulus sagt. Deshalb bezieht Jesus im Evangelium die Wiedererrichtung des Tempels auch anders als seine Kritiker nicht auf das konkrete Bauwerk, sondern auf seine Auferstehung als das Fundament des Glaubens.
Und die Lateranbasilika? Sie ist Ausdruck der Freude darüber, dass die Christenheit, das geistige Haus Gottes, den Stürmen der Verfolgung im Römischen Reich standgehalten hat – weil die Christinnen und Christen den Worten Jesu vertraut, ihr Handeln darauf aufgebaut haben. Und das ist auch für uns ein Grund zu feiern.
Zum Weiterdenken
Manche Kirchen erinnern an Museen: Touristen strömen durch, bewundern Kunst und Architektur. Liegt es nicht an uns, diesen Bauten ihren eigentlichen Sinn wiederzugeben – und sei es nur durch das Kreuzzeichen mit Weihwasser oder die Kniebeuge vor dem Allerheiligsten?
Weihetag der Lateranbasilika, 9. November 2014
Evangelium
Johannes 2,13–22 Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
1. Lesung
Ezechiel 47 1–2.8–9.12 Dann führte er mich zum Eingang des Tempels zurück, und ich sah, wie unter der Tempelschwelle Wasser hervorströmte und nach Osten floss; denn die vordere Seite des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser floss unterhalb der rechten Seite des Tempels herab, südlich vom Altar. Dann führte er mich durch das Nordtor hinaus und ließ mich außen herum zum äußeren Osttor gehen. Und ich sah das Wasser an der Südseite hervorrieseln. [...] Er sagte zu mir: Dieses Wasser fließt in den östlichen Bezirk, es strömt in die Araba hinab und läuft in das Meer, in das Meer mit dem salzigen Wasser. So wird das salzige Wasser gesund. Wohin der Fluss gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können, und sehr viele Fische wird es geben. Weil dieses Wasser dort hinkommt, werden die Fluten gesund; wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben. [...] An beiden Ufern des Flusses wachsen alle Arten von Obstbäumen. Ihr Laub wird nicht welken, und sie werden nie ohne Frucht sein. Jeden Monat tragen sie frische Früchte; denn das Wasser des Flusses kommt aus dem Heiligtum. Die Früchte werden als Speise und die Blätter als Heilmittel dienen.
2. Lesung
1 Korinther 3,9c–11.16–17 [...] ihr seid [...] Gottes Bau. Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. [...] Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr.
Des Stromes Wasser erquicken die Gottesstadt, des Höchsten heilige Wohnung. Gott ist uns Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in allen Nöten. Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres. Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken; Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsre Burg. Kommt und schaut die Taten des Herrn, der Furchtbares vollbringt auf der Erde. Antwortpsalm, aus Psalm 46